Rhiannon Giddens - Freedom Highway



Rhiannon Giddens ist nostalgisch. Oder zumindest ihre Musik ist es. Unter der treffenden Genrebezeichnung Old-Time Music, reist die Sängerin aus North Carolina auch auf ihrem neuesten Album „Freedom Highway“ durch die Geschichte des amerikanischen Folk und Blues.
Die zwölf Songs von Rhiannon Giddens' zweitem Album „Freedom Highway“ folgen nur selten demselben Stil. Unter anderen Umständen würde ein solch anachronistisches Vorhaben wohl kaum funktionieren. Doch nachdem das Album den Player verlässt, hat man das Gefühl, die ganze Vielfalt der traditionsreichen Genres Blues und Folk zumindest einmal kennengelernt zu haben.
Doch Giddens hat auch eine zweite musikalische Heimat. Ihr Mann Michael Laffan ist irischer Volksmusiker. Der Opener „At The Purchaser's Option“ orientiert sich daher stark an irisch-gaelischer Musik. Aus dem Bluegrass-Banjo wird hier ein folkloristisches. Und spätestens, wenn die Mandoline einsetzt, weiß der Hörer, dass er auf der grünen Insel angekommen ist. Während Giddens düster singt: „You can take my body, you can take my bones, you can take my blood, but not my soul“.
Überhaupt bedient sich die 39-Jährige vieler traditioneller Folk- und Blues-Tropen. „The Angels Laid Him Away“, heißt es im gleichnamigen Track, nur begleitet von einer Akustik-Gitarre. Sofort erscheint das obligatorische Lagerfeuer vor Augen. Wahlweise auch die Südstaaten-Veranda. Dass Giddens diese Musik lebt, merkt man spätestens hier. So entsteht aus der Rückwärtsgewandtheit eine angenehme Nostalgie und kein „Früher war alles besser“-Gefühl.
Es folgen Bluegrass und Gospel, bis das soulige „Better Get It Right the First Time“ einen ersten irritierenden Moment schafft: Nicht nur erklingen erstmals verzerrte E-Gitarren, vor allem bricht das Ganze zur Hälfte mit einem Rap-Part. Ein einzigartiger Kniff. Unter Giddens Aufsicht geben sich sozusagen Vergangenheit und Gegenwart die Hand.
Zwei Songs später tobt sich die ausgebildete Opernsängerin bereits im New-Orleans Blues aus. Wie man dorthin kam, ist längst vergessen. Man genießt die Reise. „Freedom Highway“ ist ein bemerkenswertes Album. Es weiß um seine Nostalgie, spielt damit und wirkt zu keiner Zeit aufgesetzt. Hinzu kommt die organische Produktion, durch die man das Gefühl bekommt, im Studio mit dabei zu sein. Oder eben auf der Südstaaten-Veranda. (Quelle: Nordbuzz)


Tracklist:
1. At the Purchaser's Option (04:15)
2. The Angels Laid Him Away (02:32)
3. Julie (04:29)
4. Birmingham Sunday (06:15)
5. Better Get It Right the First Time (03:24)
6. We Could Fly (04:52)
7. Hey Bébé (03:19)
8. Come Love Come (05:19)
9. The Love We Almost Had (04:18)
10. Baby Boy (04:28)
11. Following the North Star (01:55)
12. Freedom Highway (04:47)


Clip:
At the Purchaser's Option

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