Sun Kil Moon - Common As Light and Love Are Red Valleys of Blood
Ein melancholischer Mann mit Akustik-Gitarre, der auf seinen Platten überwiegend von sich selbst singt: Gemeinhin drohen bei solchen Unternehmungen Lamenti über Probleme, die andere gerne hätten. Mark Kozelek allerdings gelingt es auf den Platten, die er unter dem Namen Sun Kil Moon veröffentlicht, von banal Alltäglichem wie auch von niederschmetternden Lebenskatastrophen zu erzählen, ohne in Authentizitätsgehuber abzugleiten.
Erstaunlich genug. Die bei Sun Kil Moon - mehr ein loser Zusammenhang als eine feste Band - immer schon sehr offen gedachte Songstruktur franst auf den 16 Stücken des neuen Doppelalbums "Common As Light And Love Are Red Valleys Of Blood" endgültig aus. Ex-Sonic-Youth-Schlagzeuger Steve Shelley trommelt variantenarm, Bass und Gitarre laufen primär funktionsorientiert mit, kaum ein Stück bleibt unter sieben Minuten Laufzeit.
Über diese minimalistische Musik singt und spricht Kozelek dezent vernuschelt ausufernde Texte. Am Opener "God Bless Ohio" lässt sich schön zeigen, warum das alles glückt: Kozelek suggeriert, dass hier einer schlicht alles weitgehend unverdaut raushaut, was er sieht, hört und ihm widerfahren ist. Kozelek erzählt von seiner Kindheit, vom "old Mansfield prison where 'Shawshank Redemption' was filmed", dem "abandoned Molly Stark Hospital" und dem "horrible nursing home", in dem sein Großvater gestorben ist.
In der assoziativen Reihung von Orten, Begebenheiten und Beschreibungen alltäglicher Schönheit ("The beautiful children of my sister/And the blue herons gliding across the pond") wird die Idee, es gebe so etwas wie einen authentischen musikalischen Ausdruck, vom Fluch des Kitsches befreit. Es geht nicht um hervorgekehrte Empfindsamkeit, es geht um Weltwahrnehmung, gefiltert durch eine störrisch-radikale Subjektivität, die Trauer, aber auch Peinliches nicht ausschließt ("I burp too much").
Nicht zuletzt ist "Common As Light..." die dunkelste Sun-Kil-Moon-Platte bislang. Wenn es nicht um die eigene Geschichte geht, geht es um Amokläufe, Serienmörder und Donald Trump. Die alles bündelnde Textzeile findet sich in dem ansonsten eher lustig daherkommenden "Vague Rock Song": "All of a sudden the world got gray/ So quit dancing for at least today/ One minute there's life and love/ Next minute, red valleys of blood".(Quelle: Spiegel)
Tracklist:01. God Bless Ohio – 10:36
02. Chili Lemon Peanuts – 08:58
03. Philadelphia Cop – 10:47
04. The Highway Song – 07:55
05. Lone Star – 09:13
06. Window Sash Weights – 06:29
07. Sarah Lawrence College Song – 05:13
08. Butch Lullaby – 08:33
09. Stranger Than Paradise – 12:23
10. Early June Blues – 07:16
11. Bergen To Trondheim – 07:59
12. I Love Portugal – 07:58
13. Bastille Day – 05:38
14. Vague Rock Song – 07:08
15. Seventies TV Show Theme Song – 07:29
16. I Love You Forever And Beyond Eternity – 06:13
Clip:
http://www.juno.co.uk/products/sun-kil-common-as-light-love-are/639386-01/
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