Summer Moon - With You Tonight



Es ist so eine Sache, wenn sich die Mitglieder einer Band, die kurzfristig oder für längere Zeit pausiert, mit einem Nebenprojekt beschäftigen. Häufig kommt dabei auch nur Halbwertiges zustande, das nach wenig Neuem klingt, übereifrig schmeckt und überflüssig erscheint. Ein Beispiel ist hier Nikolai Fraiture, der sonst bei The Strokes am Bass dümpelt. 2009 veröffentlichte er als Nickel Eye, was nicht mehr als Nacharbeiten seiner Lieblingsmusik waren, The Kinks und Neil Young nachstrebte, aber bei weiten nicht an diese heranreichte. Ein neuer Bandname soll diese Episode vergessen lassen. Und Summer Moon vergnügt schnell. Vier Takte steckt man dann in "Happenin'", die Drumcomputer klatschen, Synthesizer pluckern und die Bassspur klammert an ein Spiel, das Peter Hook bei Joy Division kultivierte hat, wenn die eigentliche Leadgitarre auf vier Saiten vorgetragen wird.
Nickel Eye lagen daneben. Summer Moon liegen richtig. Weil Fraiture den Ort gefunden hat, an dem er es sich, abgekoppelt von den Strokes, heimelig einrichten kann: Zeitlich irgendwann in den Achtzigern, vom Genre eine Mixtur. The Cure, The Human League, New Order und eben Joy Division sind die naheliegenden Referenzen, werden ins Tanzbare umformuliert. Fraiture verdeckt sie, meinte eigentlich, dem Spaghetti-Western verfallen zu sein. Ähnlich undurchsichtig oder durcheinander ist das Rondell seiner namhaften Mitspieler. Als Summer Moon vor drei Jahren starteten, waren noch Erika Spring von Au Revoire Simone oder Tennesse Thomas (The Like) an Bord. Mehr als Demos entstanden nicht. Mittlerweile schlagzeugt Stephen Perkins, wie damals bei Jane's Addiction, jeden Schlag in eine größere Geste umformulierend, in "Cleopatra" gleich einem Zeremoniell. Camila Grey von Uh Huh Her singt darin, disko-zärtlich, während Panflöten und ein Kauderwelsch, wie er Kurt Russeln in "Big trouble in little china" an den Kopf geworfen wurde, sanft irritieren.
"With you tonight" hat einige Momente, in denen das Pastiche allzu deutlich wird. Wenn in "Chemical solution" oder "L.I.T.A." die Stimme durch den Vocoder kratzt, ist das eine ähnliche Vergegenwärtigung des älteren Funk und des tanzbaren Upbeats, wie zuletzt bei Daft Punk. "Class a" oder "Girls on bikes" wären von den Gitarrenriffs auch für The Strokes geeignet, werden von Summer Moon aber so offensichtlich gespielt, dass sie auf der Tanzfläche an den Rand drängen. Fraiture hat erklärt, dass er mit Produzent Brad Bell lange daran getüftelt hat, die Synthesizer, einige analog, viele digital, so ineinander fließen zu lassen, dass daraus eine breiige Masse entsteht. Am deutlichsten ist das in "Chemical solution" zu hören, das auch Giorgio Moroder lieben könnte.
Müsste "With you tonight" mit einer Fernsehserie verglichen werden, wäre dies "Stranger things". Beide Werke zwicken so unverfroren an, was sie an Retro oder Vintage fasziniert, verhehlen ihre Huldigung nicht und fertigen daraus aneinandergereihte, vergnügliche Anspielungen. Es muss nicht revolutionär zugehen, wenn einfach nur grundsolide gewerkelt wurde. Und letztlich ist "With you tonight" wegen seines sonnigen Gemüts ein erstes Sommeralbum für 2017. Der Bandname sagt da bereits alles. Es ist so naheliegend, es sollte übersehen werden.




Tracklist:01. Happenin’
02. With You Tonight
03. Cleopatra
04. Class A
05. Chemical Solution
06. L.I.T.A.
07. Girls On Bikes
08. Car vs Bldg
09. Into The Sun
10. Walk Out Music


Clip:
With you tonight

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