Björk - Biophilia

Sich mit einem Björk‐​Album zu beschäf­ti­gen, ist immer ein schwie­ri­ges, aber zugleich span­nen­des Unter­fan­gen. Man weiß, dass man es nie mit gewöhn­li­cher Musik zu tun hat, man bekommt immer Musik, mit der man sich aus­ein­an­der­set­zen muss. Man muss immer der Künst­le­rin auf den Fer­sen sein, und den­noch ist man immer einige Schritte hin­ter ihr. Das bedeu­tet aber auch, dass die Spu­ren ver­wi­schen und man den Zugang nicht fin­den kann oder erst wesent­lich spä­ter eintrifft.

„Bio­phi­lia“ ist das neu­este Album der Islän­de­rin, und auch hier wer­den einige wie in einem Laby­rinth umher­ir­ren. Dabei ist die­ses Werk klang­lich nicht sehr schwer bela­den, es wirkt bei den Durch­läu­fen wirk­lich auf­ge­räumt. Aber zugäng­lich ist „Bio­phi­lia“ auch nicht, und wenn man es mit einem Album aus ihrer Dis­ko­gra­phie ver­glei­chen will, dann viel­leicht am ehes­ten mit „Medulla“ , denn auf bei­den Wer­ken befin­den sich die schüch­terns­ten Songs ihrer Karriere.
Dabei ist „Bio­phi­lia“ viel­leicht eine der auf­wen­digs­ten Arbei­ten von ihr, denn dies­mal ist ihre Vision zusam­men mit App‐​Entwicklern, Wis­sen­schaft­lern, Erfin­dern, Musi­kern, Schrift­stel­lern und Instru­men­ten­bau­ern ent­stan­den und soll das erste „App‐​Album“ der Geschichte sein. Zu jedem Song gibt es eine App, also ein Technik‐​Album für die Apple‐​Store‐​Generation?
Erstaun­li­cher­weise ist die­ses Werk mit wenig elek­tro­ni­schen Beats und Sounds aus­ge­stat­tet. Eher sind es kleine Sym­pho­nien, die mit sehr weni­gen Klän­gen erzeugt wer­den. Mal ein Glo­cken­spiel oder eine Harfe, es kann auch eine Orgel zum Ein­satz kom­men. Aber auch mit die­sen Instru­men­ten kann sie wun­der­li­che Klänge und Songs ent­ste­hen lassen.
„Hol­low“ besteht größ­ten­teils aus Klän­gen, die aus einer Orgel stam­men, das aber fast ein wenig zer­stü­ckelt klingt, und zu dem sich dann der Gesang von Björk gesellt. Ihre Stimme ist immer ein wich­ti­ger Bestand­teil ihrer Lie­der, und das war sie schon damals, als sie noch schnö­den Indie­rock bei den Sug­ar­cu­bes gemacht hat, doch bei „Bio­phi­lia“ ist der Gesang von wesent­lich zen­tra­le­rer Bedeu­tung als bei manch ande­rem Album von ihr. Dies­mal ist der Gesang noch ein­dring­li­cher als zuvor, und die Ener­gie trifft einen ohne viele Klänge wesent­lich schnel­ler und manch­mal auch inten­si­ver. Nur sel­ten über­neh­men die elek­tro­ni­schen Maschi­nen die Füh­rung eines Songs.
Bei „Crystal­line“ bret­tern zum Schluss ran­da­lie­rende Break­beats umher. „Thun­der­bolt“ hin­ge­gen wird mit behut­sa­men elek­tro­ni­schen Klän­gen unter­malt. Doch ansons­ten ist der Strom nur für die Auf­nah­me­ge­räte da. Wenn ich jetzt mal ehr­lich bin, ich hatte Björk für einen Moment aus den Augen ver­lo­ren, aber ich bleibe dran. (Quelle: foerdefluesterer.de)

Tracklist:
1. Moon

2. Thunderbolt
3. Crystalline
4. Cosmogony
5. Dark Matter
6. Hollow
7. Virus
8. Sacrifice
9. Mutual Core
10. Solstice

Clip:
Crystalline

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