John Hiatt - Dirty Jeans and Mudslide Hymns

John Hiatt, der ewige Underdog. Auf seinem 22. Studioalbum beweist er einmal mehr eindrucksvoll, dass er zu den besten Songwritern des Genres gehört und altert in Würde. Der Mark Twain des Americana ist zurück. Vom Schicksal gebeutelt, bannt John Hiatt seine musikalische Katharsis seit mittlerweile 37 Jahren auf Platte. Inzwischen ist er 58 Jahre alt und noch immer scheinen die Wunden nicht geheilt. Nach 21 kommerziell kaum erfolgreichen Alben, einem Entzug und dem Selbstmord seiner zweiten Ehefrau steht er noch immer aufrecht und legt auch auf Dirty Jeans And Mudslide Hymns" sein Seelenleben gnadenlos offen. Was dabei herauskommt ist ein Album, das mit jedem Song eine schwermütige Zerbrechlichkeit offenbart, die Hiatt mit Inbrunst und erstaunlichem Facettenreichtum in ein Korsett von elf Titeln zwängt. Innerhalb eines doch relativ beschränkten Klangkosmos des Americana-Genres zeigt er sich aus erstaunlich vielen Perspektiven, die ihm dank seines leidenschaftlich-emotionalen Gesangs und einer punktgenauen Instrumentierung wie auf den Leib geschneidert scheinen. John Hiatt – "Hold On For Your Love" Am überzeugendsten sind dabei die düster klagenden, blues-geschwängerten Country-Rocker, darunter der Opener "Damn This Town", dessen Geschichte über die abtrünnige Familie samt verzerrter Slide-Gitarre schaudern lässt. Dann ist da "Hold On For Your Love", was nach reduziert akustischer Einleitung mit seinem verhallten Twang-Riff Reminiszenzen an blutbefleckte Spaghetti-Western hervorruft. Dazu klagt Hiatt "Men eating men and there's no time for crying, I'm tired of the blood and I'm sick of the dying" – einer der sinistren Glanzpunkte der Platte. In kontrastierendem Gewand kommt der Rockabilly-infizierte Blues "All The Way Under" daher, dessen subtil eingestreuter Harmonika-Part dem ganzen Song eine etwas groteske aber dennoch treffende Shanty-Nuance verleiht. John Hiatt – "When New York Had Her Heart Broke" Erwartungsgemäß dürfen die Pedal Steel-Einlagen nicht fehlen, doch schafft es Hiatt auch in diesem tropisch-kitschbehafteten Klang-Metier zu überzeugen, indem er Songs wie "Adios To California" mit reduzierter Orchestrierung und seinem charakteristischen Stimmtimbre – was gelegentliche Parallelen zu R.E.M.'s Michael Stipe aufweist – eine fragile Eleganz einhaucht. Den Abschluss bildet das ganz persönliche Requiem zum zehnten Jahrestag des elften September. "When New York Had Her Heart Broke" beschreibt aus neutralem Blickwinkel unprätentiös und befreit von überspitztem Pathos die Geschichte des Tages, der das amerikanische Selbstverständnis bis ins Mark erschütterte. "Dirty Jeans And Mudslide Hymns" zeigt einen reflektierten John Hiatt, der aus einem leidgeprüften Schatz an Lebenserfahrung schöpft. Dem gesamten Album wohnt eine unterschwellige Melancholie inne, die er allerdings mit der Abgeklärtheit einer gestandenen Persönlichkeit und der nötigen Prise Zuversicht präsentiert. Es ist bewundernswert, mit welcher Leidenschaft der Spät-Fünfziger noch immer zu Werke geht. Mag das Album im ersten Durchlauf etwas routiniert erscheinen, so entwickelt es sich insbesondere Dank seiner intimen Texte von mal zu mal weiter.
(Quelle: motor.de)

Tracklist:
01. Damn This Town

02. Til I Get My Lovin' Back
03. I Love That Girl
04. All The Way Under
05. Don't Wanna Leave You Now
06. Detroit Made
07. Hold On For Your Love
08. Train To Birmingham
09. Down Around My Place
10. Adios To California
11. When New York Had Her Heart Broke

Clip:
Damn This Town

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