Kasabian - Velociraptor!

Unangepasst lärmender Mainstream-Rock — Kasabian geben sich auf Velociraptor!" gewohnt großspurig, liefern dafür aber wenig Gründe. "Velociraptor ist eine Gattung theropoder Dinosaurier aus der Gruppe der Dromaeosauridae, welche vor etwa 83 bis 71 Millionen Jahren in der späten Kreidezeit lebte." — Das vorangestellt, sollte alles zum Titel des neuen Kasabian-Albums gesagt worden sein, einen näheren Bezug zur Musik hat er nämlich nicht. Klingt eben cool. Dass sich das Quartett auf Pose und Selbstdarstellung versteht, sollte eh klar sein. Ein gewisser Hang zum Größenwahn ist britischer Pop-Musik zwar seit jeher nicht abzusprechen, Kasabian spielen sich in der Hinsicht aber schon sehr gekonnt in die Fachpresse. Auch im Vorfeld ihres neuen Albums sprach Gitarrist Pizzorno von einem modernen Klassiker, den die Band da zusammengezimmert habe. Die Herren wissen, wie man sich ins Gespräch bringt und da sie nun schon seit geraumer Zeit zur Speerspitze der pop-historischen Recycling-Maschinerie in Großbritannien gehören, ist die Erwartungshaltung dementsprechend hoch — weshalb sich "Velociraptor!" auch nicht lange mit Tiefstapeleien aufhält. Kasabian - "Days Are Forgotten" Nahtlos an ihr experimentell ausgerichtetes, letztes Werk "West Ryder Pauper Lunatic Asylum" anschließend, haben Kasabian mittlerweile auch die elektronische Unterfütterung wieder für sich entdeckt, die bereits im opulent startenden Opener "Let's Roll Just Like We Used To" wie selbstverständlich neben Bläsern und Streichern Einzug hält. Doch zunächst eröffnet ein Gong die Spiele und Kasabian betreten großspurig die Arena: "So raise a glass to the one's that have passed!" — Cheers, die Herren! Die Single "Days Are Forgotten" sattelt dann unverblümt Led Zeppelin-Gesang auf Dance-Groove und U2-Gitarren, womit gleich mal umrissen wäre, woher die Inspiration für den Band-Sound stammt: nämlich aus allen Quellen, die auch nur irgendwie anzuzapfen wären. Kasabian verstehen es aber durchaus auch, dem Referenz-Eklektizismus ihren eigenen Stempel aufzudrücken — das Ergebnis schielt dabei natürlich ganz bewusst und offensichtlich gen Stadionrock. Unzweifelhaft haben die Jungs aus Leicester da auch ihre Qualitäten, denn Präsenz und Bühnen-Charme kann man ihnen nur schwerlich absprechen. Nachdem das musikalische Erbe von Oasis mittlerweile beinahe vollends auf einen Brüder-Beef reduziert wurde und andere große Bands von der Insel wie Muse zwar in der Lage sind, Arenen zu füllen, musikalisch aber eher in Richtung USA schielen, dürften Kasabian — der billige Spaß sei erlaubt — mit "Velociraptor" in der Tat langsam zu einer sterbenden Spezies zählen — mit riesiger Fan-Base, versteht sich. Understatement und Indie-Attitüde sind Dinge, die Kasabian noch immer völlig abgehen. Dass sie aber nach wie vor im Stande sind, gute Rock-Songs zu schreiben, zeigen "Switchblade Smiles" oder auch das zuckersüß-tanzbare "Goodbye Kiss". Eine Prise New Wave hier, hymnischer Rock da, das Ganze übergossen mit der Selbstverständlichkeits-Attitüde des Britpop. Was sie jedoch nach wie vor schuldig bleiben, ist der Nachweis von künstlerischem Mehrwert oberhalb von Handy-Werbung und Konsolenspiel-Bedudelung. Auch verfangen sich die elf Songs teilweise in Stückwerk, bilden kein kohärentes Ganzes. Kasabian - "Switchblade Smiles" Bei aller Kritik muss aber betont werden, dass "Velociraptor!" wahrlich kein sich wiederholendes Album geworden ist. Dafür sind Stücke wie das orientalisch-psychedelisch angehauchte "Acid Turkish Bath (Shelter From The Storm) (Quelle: motor.de)

Tracklist:
1. Let's Roll Just Like We Used To

2. Days Are Forgotten - Album Explicit Version
3. Goodbye Kiss
4. La Fee Verte
5. Velociraptor!
6. Acid Turkish Bath (Shelter From The Storm)
7. I Hear Voices
8. Re-Wired
9. Man Of Simple Pleasures
10. Switchblade Smiles
11. Neon Noon


Clip:
Days are forgotten

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