Blink 182 - Neighborhood

Bereits acht Jahre ist es her, dass Blink 182 zuletzt ein gemeinsames Album veröffentlichten und sechs Jahre davon haben sie sich eigenen musikalischen Projekten zugewandt, nachdem Mark Hoppus und Travis Barker sich über Tom DeLonges Streben ärgerten, die Macht in der Band an sich zu reißen. Nach einem Flugzeugsabsturz Barkers, bei dem er knapp mit dem Leben davonkam, haben sich die alten Bande neu verstärkt und im Jahre 2009 verkündeten sie ihr Comeback. Nach einigen Konzert- und Festivalauftritten ist nun das neue Album Neighborhoods erschienen.

Der auf ihrem letzten Album eingeschlagene Weg zu mehr Synthie-Sounds, sphärischen und teilweise düsteren Klangwelten wird nun auf dem neuen Album konsequent fortgesetzt – als wäre nichts gewesen. Stellenweise klingt das Ergebnis geradezu so, als hätten sich hier die Soloprojekte Angels & Airwaves und +44 addiert. Zu hören ist das direkt im Opener Ghost On The Dancefloor, bei dem auch deutlich wird, dass Travis Barker nach dem Unfall keinesfalls sanfter mit seinem Drumkit umgeht.
Auch Natives, die Vorab-Single Up All Night und das im Vergleich geradezu andächtige After Midnight überzeugen auf musikalischer Ebene vollkommen, auch wenn sie nicht unbedingt Hit-Potential besitzen, im Album-Kontext aber hervorragend funktionieren. Einzig Snake Charmer lässt den Finger allmählich in Richtung der Skip-Taste wandern, aber es findet sich lediglich auf der Deluxe Edition.
DeLongues Hang zum Epischen, bis zur Schmerzgrenze ausgereizt bei Angels & Airwaves, hat auch seinen Weg in Form des Heart‘s All Gone Interlude auf das Album gefunden. In zwei filmreifen, nur auf der Deluxe Edition enthaltenen, Minuten wird der Hörer zunächst in ferne Welten gelockt, bevor es mit Heart‘s All Gone ohne großes Zögern wieder in den roten Pegelbereich geht. An dieser Stelle schimmert der alte Sound aus Zeiten von „Enema Of The State“ wieder durch.
Während Wishing Well an diesen Sound anknüpft, aber wenig spektakulär vorüberläuft, zeigt Hoppus in Kaleidoscope eine gute Gesangsleistung. Leider leidet der Song etwas unter Ladehemmung und scheint eher ein Warm-Up für die beiden Hohepunkte des Albums zu sein.
„We dance like fucking animals“ singt DeLonge in This Is Home, rechtfertigt den obligatorischen „Parental Advisory“-Hinweis auf dem Cover und vermutlich wird genau diese Beschreibung mit Blick auf die Konzertbesucher bei diesem Song der Fall sein. MH 4.18.2011 hält dieses Niveau und beweist, dass Blink 182 noch immer Skate-Punk im Blut haben. All jene, die die letzten Jahre auf diese Platte gewartet haben, werden sich bei diesen Songs wohl ein Tränchen kaum verkneifen können. Den Abschluss bildet das ohrwurmverdächtige Love Is Dangerous.
Auf der Deluxe-Version des Albums folgen nun noch das sphärische Fighting The Gravity und das vollkommen unentbehrliche Even If She Falls, das klanglich schon auf dem 2001er-Album „Take Off Your Pants And Jacket“ hätte sein können. Deren Berechtigung als Bonus- statt Album-Tracks entzieht sich zwar dem Verstand des Rezensenten, aber der Aufpreis lohnt sich für die vier zusätzlichen Songs allemal.
Einziger kleiner Wehrmutstropfen: Durch das einzelne Einspielen jeder Tonspur statt teilweise gemeinsamer Aufnahmen fällt das Ergebnis klanglich eine Spur zu klar für Punkrock aus, was aber durch Aufdrehen der heimischen Stereoanlage zu korrigieren sein dürfte. Bleibt zum Abschluss noch zu hoffen, dass es mit dem nächsten Album etwas zeitnaher klappt. (Quelle:bonncampus)

Tracklist:
1. Ghost on the Dance Floor

2. Natives
3. Up All Night
4. After Midnight
5. Snake Charmer
6. Heart's All Gone Interlude
7. Heart's All Gone
8. Wishing Well
9. Kaleidoscope
10. This is Home
11. MH 4.8.2011
12. Love is Dangerous
13. Fighting the Gravity
14. Even if She Falls


Clip:
Up all night

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