Brian Wilson - Reimagines Gershwin
Poplegende Brian Wilson verpasst dem Gershwin klang den jazzigen Surf Sound ohne dabei eine Bruchladung hinzukriegen. Ganz im Gegenteil. Er schafft Momente, die an Pet Sounds erinnern und natürlich die schönen Beach Boy harmonien.
Für die Gershwin-Platte hat Brian Wilson die Klassiker in seinen Sound der frühen Sixties gehüllt. Vielstimmige Gesangsharmonien, gezupfter Bass mit Echoeffekt, Mundharmonika, Banjo, Schlittenglocken, großes Orchester – alles, was er damals vom Produzenten-Genie Phil Spector gelernt und weiter entwickelt hatte. Dabei macht Wilson nicht den Fehler vergangener Solo-Produktionen, alles glatt zu bügeln. Er und der legendäre Soundingenieur Al Schmitt, der für Frank Sinatra und Steely Dan gemischt hat, lassen Instrumenten und Stimmen Raum zum Atmen. In vielen Fällen gelingt es, Vertrautes in neuem Licht erstrahlen zu lassen. „Rhapsody in Blue“ mit Wilsons aufgeschichteten Chorharmonien und Orchester ist wunderbar. „S’ Wonderful“ erhält luftigen Samba-Anstrich. An vielen Stellen erinnert die CD an Easy-Listening-Produktionen aus den Sechzigern. Nicht die schlechteste Referenz. Auch die von Wilson vollendeten Gershwin-Kompositionen, „The Like In I Love You“ und „Nothing But Love“, sind gelungen. Das erste basiert auf einem nicht verwendeten Song von 1924 für das Musical „Lady, Be Good!“. „Nothing But Love“ geht zurück auf ein Songfragment von 1929.
Aus dieser emotionalen Sicherheit kann der tief verletzte Mann harmonische, gelungene und unglaublich altmodische Platten wie machen. Die legendären Songs sind bei ihm in besten Händen. Doch das große Meisterwerk, auf das viele seiner Fans warten, versteckt sich noch in den dunklen Winkeln seines eigenwilligen, hochmusikalischen, amerikanischen Dickschädels.
Tracklist:
Clip:
Nothing but love
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