Jamaica - No problem
Frankreich versucht die musikalische Weltherrschaft an sich zu reißen. Auf „No Problem“ verbündet sich ihre Electro-Elite mit zwei Jungs, die der fett-verzerrten Gitarren-Riffs-mächtig sind. Die ersten Sekunden von „No Problem“ machen klar, dass man es hier nicht mit dem gewöhnlichen Sound zu tun hat, für den Xavier de Rosnay von Justice und Peter Franco, „Audio-Supervisor“ von Daft Punk, sonst ihre Ohren herhalten. Ein Gitarren-Akkord, der verzerrt ausklingt, danach rutscht der Finger des Gitarristen einmal den kreischenden Gitarren-Hals herunter, um schließlich auf dem eingängigen Rhythmus zu landen, der den Hörer für die nächsten guten drei Minuten auf das Album einstimmen wird.
Der erste Track „Cross The Fader“ schaukelt sich immer weiter hoch, es passiert mehr und mehr auf Rhythmus- und Melodie-Ebene, immer mehr Feedback staut sich an, sodass eine Noise-Wand auf den Hörer zuwandert, die schließlich durch ein manisches Gitarren-Solo gesprengt wird. Nach diesem Intro hat das französische Duo deutlich klar gemacht, dass sie in ihrem Debütalbum trotz des Club-Sounds auf Seiten- statt Tasteninstrumente schwören. Diese benutzen die Zwei jedoch mehr in ihrer rhytmischen als melodischen Funktion. Gitarrist Antoine Hilare setzt auf „No Problem“ kurze rhytmische Akzente („The Outsider“) und Bassist Florent Lyonnet, weiß wann er mit durchgespielten Vierteln das musikalische Grundgerüst halten muss und wann er sich auf die Off-Beat-Frickelei von Gitarre, Schlagzeug und Gesang einlassen darf („Short & Entertaining“). Dabei wurde mit so einer Präzision gearbeitet, die dem für die Produktion zuständigen Justice-Mitglied schließlich auch schon einen Grammy Award bescherte. Jamaica ballern ihre Songs dabei rhytmisch so zu, dass sie eigentlich viel zu verzwickt zum Tanzen sein sollten. Aber genau das lässt den Wunsch aufkommen, diese Lieder auf der Tanzfläche zu entschlüsseln. Wie passend, dass sie an diesem Ort auch die Lyrics ihrer ersten Single verorten. Die Single „I Like U 2“ ist nämlich kein Liebesbekenntnis an die irische Band, sondern widmet sich vollends dem Prozedere des Kennenlernens. Sänger Antoine beschwört eine Clubathmosphäre herauf und stellt sich die bekannte Frage „Wie geht’s denn jetzt mit uns weiter?“. Natürlich räumen Jamaica auch in ihrer Single-Auskopplung der Gitarre ihren Platz für ein Solo ein, bei dessen Feedback-beladenem Ende der DJ im Club jedoch aufpassen sollte, dass er seinen Hörer keinen Tinnitus mit auf den Nachhauseweg gibt.
Mehr als ihre Landesherkunft verbindet die Newcomer-Band ausserdem mit Phoenix. Einerseits ähneln sich die hohen Stimmen der beiden Sänger, andererseits schaffen es beide Bands, eingänge Pop-Songs zu schreiben, ohne den Sound dabei abflachen zu lassen. Während Phoenix auf ihrem letzten Album die Beats jedoch durch cleane Gitarrenriffs und Synthie-Sounds zum Leben erwecken, trauen sich Jamaica auch härtere Effekte draufzuhauen. Das führt dazu, dass „No Problem“ klingt, als hätten sie sich für ihr Debütalbum die Effektpalette von Iron Maiden geklaut, damit die Staccato-Bloc-Party-Gitarren-Riffs von "Silent Alarm" nachgespielt und schließlich den frickel-verliebten Foals-Schlagzeuger mit der rhytmischen Unterfütterung beauftragt. Klingt kompliziert? Das ist „No Problem“ auch. Genau richtig kompliziert, dass man sich nicht so schnell daran satt hört und genau richtig eingängig, um danach süchtig zu werden.(Quelle:motor.de)
Tracklist:
1. Cross The Fader | |
2. I Think I Like U 2 | |
3. Short and Entertaining | |
4. Secrets | |
5. Jericho | |
6. Gentleman | |
7. The Outsider | |
8. By The Numbers | |
9. Junior | |
10. She's Gonna | |
11. When Do You Wanna Stop Working |
Clip:
I Think I Like U 2
Kommentare
Kommentar veröffentlichen