Jimmy Eat World - Invented


Große Popmomente, College Rock-Mittelmaß und lauwarm Aufgewärmtes: Jimmy Eat World legen mit "Invented" ein durchwachsenes siebtes Album vor.
Mal ehrlich: Wirklich überraschend kommt es nicht, dass sich Jimmy Eat World auf ihrem mittlerweile siebten Album über weite Strecken vollends dem großen Pop-Pathos hingeben. Nicht wenige Fans der ersten Stunde hatten nämlich schon 2007 mit dem Vorgänger "Chase This Light" so ihre Probleme, schließlich bewegte sich das Quartett aus dem US-Bundesstatt Arizona, das mit "Clarity" (1999) und "Bleed American" (2001) zwei Meilensteine des Emo-Rocks geschaffen hat, schon damals in ähnliche Untiefen. Auf "Invented" setzen Jim Adkins und seine Mitstreiter diese Entwicklung nun konsequent fort, was viele Stammhörer endgültig verprellen dürfte und mit der die Jungs auch von einem objektiven Standpunkt aus betrachtet, nicht gänzlich zu überzeugen wissen.
So ist der Opener "Heart Is Hard To Find" eine seichte Folk-Pop-Nummer inklusive Streichern und Handclaps, die bereits Ungutes befürchten lässt. Haben Jimmy Eat World etwa den Biss verloren? Verraten die Amerikaner ihre Punk Rock-Wurzeln im Jahre 2010 vollends? Oder sind die Emo-Vorreiter nach nunmehr 17 Jahren im Geschäft schlichtweg müde geworden? "My Best Theory", der zweite Track des Albums und zugleich dessen erste Single, gibt darauf eine klare Antwort: Jein. Jimmy Eat World verzichten nach wie vor nicht auf verzerrte Gitarren und Zach Lind, das Kraftpaket hinter den Drums, vermag es immer noch, mit seinem straighten aber zugleich intelligenten Schlagzeugspiel, dem Sound der Band einen gewissen Drive zu verpassen. Im Vergleich mit Tracks wie dem Titelsong von "Bleed American" oder "The Middle", haben Jimmy Eat World aber das Tempo deutlich gedrosselt.
Das anschließende "Evidence" klingt noch dazu ziemlich uninspiriert. Kenner der Band dürfte auffallen, dass die Akkordfolge im Refrain dem Chorus von "Big Casino", der ersten Single des letzten Albums "Chase This Light" sehr ähnelt. Und auch "Action Needs An Audience", einer der wenigen "härteren" Songs auf "Invented", klingt seltsam bekannt - erinnert an "Nothing Wrong" vom "Futures"-Album - ist dabei allerdings weniger düster und leider auch nicht so eindringlich geraten. Dabei hätte es die Band gar nicht nötig, sich selbst zu kopieren. Dass ihnen nämlich auch der neue, eingängigere Sound gut zu Gesicht steht, beweisen sie in "Movielike", einem lupenreinen Popsong, der, wäre er von einer Band wie Snow Patrol geschrieben worden, gewiss das Zeug für hohe Chartplatzierungen hätte. Vergleiche wie diese dürften Freunden der ruppigeren JEW-Songs allerdings bitter aufstoßen. "Coffe And Cigarettes" ist dann College-Rock-Mittelmaß - solide aber eben auch nicht mehr.
Interessant an diesem Album ist hingegen die Perspektive, aus der Jim Adkins die Lyrics zu den Songs verfasst hat. Es ist nämlich eine weibliche. Dies zeigt sich etwa in "Stop" ("Don't have to be the prettiest if you have the mind and willingness - No one stops a girl who knows what she's got"). Besagter Song ist eines der Highlights auf "Invented" und hätte auch auf "Clarity", dem frühen Meilenstein der Band bestens funktioniert. Leider handelt es sich dabei aber auch um einen der wenigen wirklichen Lichtblicke dieses Albums.
Zu häufig regiert auf "Invented" nämlich Durchschnittlichkeit. Auf harmonische Meisterwerke, wie das emotionale "23" von "Futures" oder Punk Rock-inspirierte Hymnen, wie den bereits erwähnten "Bleed American"-Titelsong, wartet man vergeblich und am Ende der zwölf Tracks stellt sich beim Hörer eine gewisse Ernüchterung ein - egal ob man sich der Band schon seit vielen Jahren oder zum ersten Mal widmet.

Tracklist:
1. Heart Is Hard To Find
2. My Best Theory
3. Evidence
4. Higher Devotion
5. Movielike
6. Coffee and Cigarettes
7. Stop
8. Littlething
9. Cut
10. Action Needs An Audience
11. Invented
12. Mixtape

Clip:
jimmy-eat-world-my-best-theory

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