The Thermals - Personal Life
Das Politische privat, das Private politisch. So schien bisher die Maxime der Thermals aus Portland zu sein. Was auf ihrem bisher größten Album "The body, the blood, the machine" in einer rasenden Anklage von Relegion, Politik und dem Leben im Allgemeinen kulminierte, weichte bereits auf dem letztjährigen "Now we can see" etwas auf und lag einträchtig neben einer neu gewonnenen Liebe zu Melodie und Wohlklang. Auf ihrem mittlerweile fünften Album drehen die Drei das Rad noch ein Stück weiter. Und werden damit nicht nur etwas gewöhnlicher, sondern verlieren mitunter sogar eines ihrer wichtigsten Trademarks: Hutch Harris' herrlich penetrante Galligkeit.
Doch zunächst einmal eine gute Nachricht: Chris Walla, "Produzent" der ersten beiden Alben "More parts per million" und "Fuckin' A" und darüber hinaus Gitarrist bei Death Cab For Cutie, ist wieder mit an Bord. Das hört man zwar nicht, weil die Eigendynamik der Thermals schon immer größer war als der Einfluss des Reglerpersonals, ist aber trotzdem schön. Denn glaubt man dem beiliegenden Faltblatt, dann wurde "Personal life" genauso unprofessionell und direkt aufgenommen wie seinerzeit "Fuckin' A". Dass am Ende trotzdem kein schepperndes, sich selbst zerlegendes Album herausgekommen ist, ist dann irgendwie schon wieder ein Wunder. Lediglich "Your love is so strong" und die erste Single "I don't believe you" sind einzelne Relikte vergangener Zeiten. Zwar schon etwas poppiger, aber mit derselben Wucht im Hintern.
Die thematische Verschiebung hin zum Zwischenmenschlichen zieht auch Änderungen im Ausdruck nach sich. So ist "Never listen to me" schon fast Wave-Rock und mag für die Fans der frühen Stunde fast wie ein Schlag ins Gesicht wirken. Langweilig, zu langsam und einfältig, werden sie dem Song vorwerfen. Dass "Never listen to me" aber auch eines der schönsten Stücke der Thermals bisher ist, können auch sie nicht einfach so unter den Tisch kehren. Überhaupt Tempo: Insgesamt deutlich gezügelter als die bisherigen Alben kommt "Personal life" daher. "Not like any other feeling", "Only for you" und "You changed my life" wirken aufgeräumter, aber auch melancholischer, als man die Thermals gewohnt war. Harris' Sarkasmus ist aber nun einfach noch etwas subtiler und feiner, wenn er zum Beispiel im schönen "Not like any other feeling" "you only exist to be replaced" singt. Ja, singt. Nicht krakeelt.
Die unbändige Energie, die die bisherigen Alben - vor allem die ersten drei - auszeichnete, ist nunmehr einem weiteren Stückchen Pop und Anschmiegsamkeit gewichen. "I'm gonna change your life"? Nein, diesmal nicht, Mr. Harris. Das haben die Thermals bereits früher geschafft. Die Drei aus Portland müssen sogar ein wenig aufpassen, in Zukunft ihre bisherige Relevanz nicht aufs Spiel zu setzen. "Personal life" ist somit das bisher schwächste Album der Thermals. Aber noch immer ein verdammt gutes.(Quelle:Plattentests)
Tracklist:
1. I'm Gonna Change Your Life |
2. I Don't Believe You |
3. Never Listen To Me |
4. Not Like Any Other Feeling |
5. Power Lies |
6. Only For You |
7. Alone, A Fool |
8. Your Love Is So Strong |
9. A Reflection |
10. You Changed My Life |
Clip:
I Don't Believe You
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