Nils Frahm - Spaces


Qualität setzt sich mitunter doch durch, das belegt das Beispiel Nils Frahm auf erfreuliche Art und Weise. Dass die Zuschauer nicht nur hierzulande, sondern auch auf der Insel und in Nord- und Südamerika zu seinen Konzerten pilgern, kann bei derart schüchterner Musik schließlich nur an Frahms Sensibilität für große Gefühle liegen. Die verpackt der Wahlberliner irgendwo zwischen Neo-Klassik, Ambient, experimentellem Pop und Electro.
Die Liveplatte "Spaces" hält eine Handvoll unveröffentlichter Stücke bereit und holt einige altbekannte in ein neues Zuhause. Die Vorstellung beginnt kurios: "An Aborted Beginning" erinnert in seinem ungestümen Attitüde an Portisheads "Machine Gun", endet aprupt und lässt das vereinzelt applaudierende Publikum ein wenig verwirrt zurück. Nicht der letzte Beweis dafür, welch ungeschönten Einblick dieser Mitschnitt gewährt.
Mit dem vorab veröffentlichten "Says" gelingt Frahm anschließend ein Meisterwerk, das selbst in seinem beeindruckenden Oeuvre seinesgleichen sucht. Für eine gefühlte Ewigkeit spannt der progressive Ambient-Track mit einem einzigen Loop auf die Folter, lässt dabei aber nie den leisesten Zweifel zu, dass es sich dabei nur um die langsam schwindende Ruhe vor dem Sturm handelt. Nach sechs Minuten reißt einen schließlich der ersehnte Harmoniewechsel mit sich in die Fluten aufgestauter Emotionen.
Gerade recht kommt danach die obligatorische Verschnaufpause "Said And Done" (2009), in der stoische Ton- und Akkord-Wiederholungen zu Tagträumen verleiten, die gegen Ende in fast schon resignative Melancholie münden. Noch behutsamer wirkt das "Felt"-Stück "Familiar" (2011), dem die Live-Aufnahme mehr Luft zum Atmen und damit eine neue Dimension beschert.
Als Klavier-Virtuose zeigt sich Nils Frahm bei seiner "Improvisation For Coughs" und im geradliningen "Hammers", während er bei "Toilet Brushes" seinen Flügel tatsächlich mit Klobürsten traktiert. "For" und "Peter" widmen sich dagegen dem elektronischen Ambient, ehe das großartige "Over There, It's Raining" daran erinnert, wie Frahm es eben auch kann: einfach gestrickt, schlicht als gedämpftes Pianostück vertont, aber dennoch überaus wirksam.
Über zwei Jahre sammelte der Ausnahmekünstler Material für dieses erste Livealbum, das er schließlich zu einem erfrischend unperfekten Gesamtwerk zusammenbastelte. "Spaces" bestätigt den Eindruck, der sich über Jahre immer weiter in den Vordergrund drängte: Was Nils Frahm in seinem Durton Studio ausbrütet, wird ausnahmslos zu Gold. (Quelle: Laut.de)

Tracklist:
01 – An Aborted Beginning
02 – Says
03 – Said And Done
04 – Went Missing
05 – Familiar
06 – Improvisation For Coughs And A Cell Phone
07 – Hammers
08 – For – Peter – Toilet Brushes – More
09 – Over There, It’s Raining
10 – Unter – Tristana – Ambre
11 – Ross’s Harmonium

Clip:

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