Two Gallants - We are undone



Freunde röhrenverstärkter Gitarrenklänge werden die erste Minute von "We are undone", dem neuen Two-Gallants-Album, lieben. Volltönend und gottverlassen erschallen einige suchende Akkorde, ehe der eigentliche Song von einem prägnanten Riff losgetreten wird. Vielversprechend ist das, mitreißend sogar. Auch das beherzt rockende "Incidential" und das lässige "Fools like us" eignen sich ganz hervorragend zur Laune-Verbesserung. Der gute alte Blues bildet die Basis für die vor Spielfreude übersprudelnden Songs, die beide das Zeug zum Tanzflächenfüller haben. Schade ist aber, dass schon hier der Sound dem uneingeschränkten Hörgenuss einen Strich durch die Rechnung macht. Das viel zu stark komprimierte Schlagzeug und die teilweise etwas matschigen Gitarren rauben den Kompositionen nicht nur Dynamik, sondern auch jenen rohen Charme, der die Band so einzigartig gemacht hatte.
Nach dem furiosen Eröffnungstrio nehmen Two Gallants dann den Fuß vom Gaspedal. Der Tango-Trauermarsch "Invitation to a funeral" benötigt einige Durchläufe, bis er zündet. Ganz ohne Gitarren, dafür mit reichlich Klavier werden hier Tod und Teufel besungen – eine Abwechslung vom altbekannten Sound des Duos, die sehr gut funktioniert. Ähnlich düster, aber noch eine Ecke trauriger ist "My man go". Ganz behutsam, ganz langsam zupft Adam Stephens seine Gitarre, während Tyson Vogel ausnahmsweise mal nicht wie besessen in die Felle drischt, sondern nur zärtlich über Becken und Snare streichelt. Wenn sich in den finalen Sekunden noch ein Banjo in die Gitarrenmelodie schleicht, ist das ganz großes Gefühlskino.
Dass Two Gallants einst bei Saddle Creek beheimatet waren, hört man auch heute noch. "Katy Kruelly" ist eine Folkminiatur, die auch aus der Feder Conor Obersts stammen könnte. Unspektakulärer sind sie geworden, fokussierter vielleicht. Überlange Epen sucht man auf "We come undone" vergeblich, kein einziger Song ist länger als sechs Minuten. Nicht mehr narrative, sondern lyrische Elemente stehen nun im Vordergrund. Der wahnhafte Furor von einst flackert nur noch selten auf. Leider, möchte man sagen. Denn hübsche, aber letzten Endes unnötige Banalitäten wie "Heartbreakdown" schlagen nachhaltig aufs Gemüt. Je länger "We are undone" läuft, desto mehr fällt die Gleichförmigkeit der einzelnen Tracks negativ ins Gewicht.
So bekommt das sich müde dahinschleppende "Murder the season / The age nocturne" zwar gegen Ende noch die Kurve, mit etwas mehr Mut zur Kante hätte es jedoch noch viel eindrücklicher geraten können. Ein wenig ziellos wirkt es, wenn der Song mehrere Haken schlägt, ohne dabei zu sich selbst zu finden. Womit auch das Dilemma von Two Gallants anno 2015 genannt wäre: Großen Momenten stehen Stücke gegenüber, die schmerzhaft egal sind. Der Rausschmeißer "There's so much I don't know" steht beispielhaft für jene Schwerfälligkeit, die sich in das Songwriting der Kalifornier eingeschlichen hat. Dass sie mit dem Herzen bei der Sache sind, steht außer Frage. Nur der große Zauber von einst, der ist verflogen.(Quelle: Plattentests)

Tracklist:
  1. We are undone
  2. Incidental
  3. Fools like us
  4. Invitation to a funeral
  5. Some trouble
  6. My man go
  7. Katy Kruelly
  8. Heartbreakdown
  9. Murder the season / The age nocturne
  10. There's so much I don't know

Clip:
Incidental

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