The New Pornographers - Whiteout Conditions




Für immer ein Geheimtipp: Das kanadische Indierock-Kollektiv The New Pornographers bleibt auch 20 Jahre nach seiner Gründung eine Band für gut informierte Musiknerds und Leute, die es werden wollen. Auch das siebte Studioalbum "Whiteout conditions" wird an diesem Umstand nichts ändern können. Während also Weggefährten wie Arcade Fire zu internationalen Big Playern avancierten, richtet es sich die Band um Neko Case und A. C. Newman gemütlich in der eigenen Komfortzone ein, mit dicken Teppichen an den Wänden, prunkvollen Kronleuchtern und geschmackvoll ausgestatteten Bücherregalen. Die neue Platte markiert dennoch einen Bruch: Nicht nur Langzeitdrummer Kurt Dahle hat The New Pornographers verlassen, auch Destroyer-Boss Dan Bejar nahm sich eine Auszeit und glänzt auf "Whiteout conditions" gänzlich durch Abwesenheit. Was schade ist, schließlich war der olle Dandy oftmals für die besonders schmissigen Momente im Kosmos der Gruppe verantwortlich.
Freilich wissen auch die restlichen Bandmitglieder, wie man Songs schreibt, die im Ohr bleiben und vom Hirn ins Bein und wieder zurück hüpfen – doch Bejars Kompositionen zählten besonders häufig zu den Highlights. Ein wenig schwach auf der Brust präsentiert sich die neue Platte also schon, fehlt es ihr an ein paar Stellen doch an Durchschlagskraft und Vitalität, an Energie und Exzentrik. Dennoch ist "Whiteout conditions", und das sollte man an dieser Stelle vielleicht betonen, kein schlechtes Album, nein, nur wirkt es etwas selbstzufriedener und möglicherweise verkopfter als seine Vorgänger. Songs wie "Darling shade" oder "Second sleep" fühlen sich in ihrem transparenten Synthie-Pop-Kokon derart wohl, dass man sich doch ein wenig nach jenen verzerrten Gitarren sehnt, die feine Risse in die glatte Oberfläche fräsen. Immerhin rumpelt und knarzt der von Case mit Nachdruck vorgetragene Opener "Play money" angenehm aus den Boxen. Und auch der dynamische Titelsong drängelt sich mit Ellenbogeneinsatz nach vorne.
"This is the world of the theatre" legt dann mit dicken Pinselstrichen Schminke auf und mutiert zum vielleicht markantesten Song des Albums: Im Zentrum steht mal wieder Case und zelebriert mit ihrer glockenklaren Stimme das Leben auf und hinter der Bühne. Ein weiterer Ausreißer nach oben gelingt den Kanadiern mit dem quirligen "Clock wise", für das sie sich – von Gitarre und Wechselgesang getrieben – auf ihre ureigenen Kernkompetenzen konzentrieren: Hier herrschen Sturm und Drang, gegossen in einen hochmelodiösen Dreiminüter. Dass sie ihre Dringlichkeit über die gesamte Albumdistanz ein wenig einbüßen, ist letzten Endes nicht weiter schlimm: Nach dem auch hierzuseits gefeierten Vorgänger "Brill bruisers" von 2014 und den personellen Umbrüchen und Neuordnungen musste in gewisser Weise ein Cut erfolgen. Mit "Whiteout conditions" ist dieser, trotz Abzügen in der B-Note: gelungen.(Quelle: Plattentests)


Tracklist:
01 Play Money
02 Whiteout Conditions
03 High Ticket Attractions
04 This is the World of the Theatre
05 Darling Shade
06 Second Sleep
07 Colosseums
08 We've Been Here Before
09 Juke
10 Clockwise
11 Avalanche Alley


Clip:
High ticket attractions

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