Seun Kuti & Egypt 80 - Black Times



Dass "Black Times" wichtig für Afrobeat ist, wird schon nach dem ersten Song bewusst. Das Album klingt musikalisch ausgereift, abwechslungsreich und sprüht vor Kreativität und Leidenschaft. Dabei erweist es sich vermutlich als ziemlich hilfreich, dass Seun Kuti seit seiner Kindheit auf der Bühne herumturnt und Egypt 80 schon mit Papa Fela Welttourneen gespielt haben.
An Frische haben die Musiker deshalb jedoch nichts eingebüßt. Mal spielen sie funkige Uptempo-Nummern, mal Melancholisches, fast schon Bluesiges, dann wieder verworrene Jazz-Akkorde. Die Blasinstrumente setzen sie gekonnt in Szene, sie verleihen den Songs den klassischen Afrobeat-Klang. Jedes der acht Stücke reißt auf seine eigene Art dermaßen mit, dass selbst Spielzeiten von über neun Minuten wie im Flug vergehen. Um es mit den Worten des Leadsängers zu sagen: "Sick Tune!"
Es geht aber nicht nur um musikalische Genialität. Afrobeat macht, neben seinen faszinierenden Rhythmen, immer auch die Message aus. Die Titel auf "Black Times" stecken voller harscher Gesellschafts- und Systemkritik. "Corporate Public Control Department (C.P.C.D.)" prangert die Korruptheit und leeren Versprechungen der nigerianischen Regierung an: "You promised to give me peace and you give me war."
"African Dreams" erzählt von einer Gesellschaft, die ihre Träume aus dem Fernseher bezieht und die Augen vor der eigenen brutalen Realität verschließt. Der jüngste Sprössling Fela Kutis ruft seine Zuhörer mit absoluter Dringlichkeit dazu auf, endlich etwas zu tun: "Are you ready to rise, to be free?", fragt er.
Seun Kuti will nicht weniger als die Befreiung seines Kontinents von Korruption, Gewalt und Ungleichheit. Er nutzt seine Bühne, um den Menschen zu erklären, dass sie nichts einfach so hinnehmen müssen. "Get down with the movement", ruft er ihnen zu. Der Albumtitel "Black Times", dystopisch und hoffnungsvoll zugleich, bildet dabei den Kern seiner Botschaft: Wir leben in düsteren Zeiten, in denen Manipulation, Bestechlichkeit und Ungerechtigkeit an der Tagesordnung stehen. Doch genau jetzt bekommt Afrika eine Chance. Die Völker Afrikas könnten sich von der Bevormundung durch die westliche Welt lösen und ihre teilweise menschenverachtenden Regierungen stürzen. Sie müssen nur wollen.
All dies verbindet Seun Kuti mit einer so mühelosen Leichtigkeit, die schon fast unheimlich ist. Er meistert die Gratwanderung zwischen politischer Dringlichkeit und musikalischer Leidenschaft und verschafft jedem Gewillten ein mitreißendes Hörerlebnis. Man findet sich wieder in einer Welt, in der Rhythmen zum Tanz verführen und deren Texte zum Nachdenken anregen. Dass Seun Kuti vielleicht nicht der größte Sänger aller Zeiten wird: geschenkt. Nach "Black Times" erscheint alles andere sowieso irgendwie egal.(Quelle: Laut.de)

Tracklist:
01. Last Revolutionary (06:59)
02. Black Times (09:30)
03. Corporate Public Control Department (C.P. (06:39)
04. Kuku Kee Me (05:59)
05. Bad Man Lighter (B.M.L.) (07:47)
06. African Dreams (09:49)
07. Struggle Sounds (07:05)
08. Theory of Goat and Yam (07:30)

Clip:

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