Athlete - Singles 1 - 10


Ein wenig fühlt es sich an wie das Ende einer langjährigen und schlussendlich gescheiterten Beziehung. Da sitzt man nun in seinem Schlafzimmer, alleine, und hört sich noch einmal „Black Swan“, das aktuelle Album der britischen Band Athlete an. Man erkennt sie kaum noch wieder, die Band, in die sich der Rezensent zu Zeiten von „Vehicles & Animals“ Hals über Kopf verliebte. „Was ist nur passiert?“ Diese Frage geht einem durch den Kopf, dann die ernüchternde Konklusion: „Wir haben uns wohl auseinandergelebt“.
Wie ein Blättern im Familienalbum, so fühlt sich die gerade veröffentlichte Compilation „Singles 01-10“ an und weckt die guten Erinnerungen an längst vergangene Zeiten. Auf einer zweiten CD gibt es noch verschiedenste B-Seiten und Outtakes aus den letzten Jahren, die größtenteils entbehrlich sind und in wenigen Fällen, wie der uninspirierten Beatles-Coverversion „Lucy In The Sky With Diamonds“, sogar richtig ärgerlich sind.
Doch die wahren Erinnerungen stecken auf der ersten CD, die alle bisherigen Single-A-Seiten Athletes in nicht chronologischer Reihenfolge enthält. Der erste Song „El Salvador“ schießt einen ohne Umwege zurück in die Kennenlernphase, in der Athlete einfach alles richtig machten: dieser leichte Slacker-Unterton in Zeilen wie „Fly to El Salvador / I don‘t know why and I don‘t know what for“. Ein Song, der in seinem zerfransten Rhythmus und der ungewöhnlichen Melodieführung zwar an Pavement erinnerte, auf der anderen Seite aber viel mehr Pop-Appeal besaß. „Whenever you look you can see that everybody wants to be part of the rock scene“ sangen sie in der angeschrägten Ballade „Westside“, die sich dann aufschaukelte und klarstellte: Athlete waren die Außenseiter, die mit denen sich sowohl Außenseiter als auch Scenester sehr gut identifizieren konnten.
Schon mit dem nächsten Album „Tourist“ und der Stadionballade „Wires“ war man sich gar nicht mehr so sicher, ob Athlete wirklich Außenseiter gewesen waren, die Pavement gut fanden. Denn plötzlich befanden sie sich im Fahrwasser von Coldplay, veränderte sich der Sound hin zum hymnischen Pathos. Fast schon zwangsläufig erreichten sie so Platz 1 im UK und trotz diesem medialen Hype  freute man sich mit dieser sympathischen Band. Denn noch wirkten Songs wie der Titeltrack oder „Half Light“, in dem Athlete noch am ehesten an ihr Debütalbum anknüpften, erfrischend anders als die Songs der unzähligen Coldplay-Kopisten, denen das gewisse Etwas fehlte. Athlete hatten „es“ und, was noch wichtiger war: sie hatten unwiderstehliche Melodien, in denen man sich verlieren konnte.
Auf „Beyond The Neighborhood“ reizten Athlete das Konzept des Vorgängers noch einmal voll aus, was in Mainstream-affinen Popsongs wie „Hurricane“ mündete. „Tokyo“ reflektierte mit Casio-Elektronik im Hintergrund noch einmal die Vergangenheit, doch bereits hier war deutlich, dass Athlete nicht mehr die Band war, in die man sich einst verliebt hatte.
Es folgten besagtes „Black Swan“ und Singles wie „The Getaway“, dem man mit seiner laut-leise-ruhig-geprügelt-Dynamik deutlich anhörte, dass Athlete sich soundtechnisch nun nicht einmal mehr bei Coldplay, sondern bei Snow Patrol bedienten. Als wäre dies nicht schon traurig genug, folgt auf „The Singles 01-10“ nach diesem Song „Westside“ mit den bereits oben zitierten Zeilen: „Whenever you look you can see that everybody wants to be part of the rock scene“. Plötzlich klingen diese Zeilen nicht mehr wie eine Abgrenzung, sondern wie eine verschämte Entschuldigung, warum man von nun an getrennte Wege gehen muss. Was bleibt einem bleibt sind die Erinnerungen. Und diese streckenweise hervorragende „Best Of“.
 (Quelle: Crazewire)

Tracklist:
CD1:
01 – El Salvador
02 – Beautiful
03 – Wires
04 – Hurricane
05 – You Got The Style
06 – Half Light
07 – Superhuman Touch
08 – Tourist
09 – Twenty Four Hours
10 – The Outsiders
11 – Black Swan Song
12 – Tokyo
13 – The Getaway
14 – Westside
15 – Back Track

CD2:
01 – A Few Differences
02 – Stand In The Sun
03 – Summer Sun
04 – Loose Change
05 – You Got The Style (Weevil Remix)
06 – Corner Of My Baby’s Eyes
07 – Hurricaned (Dub Mix)
08 – Best Not To Think About It
09 – Forest Fire
10 – Accidents Happen
11 – With You I Never Lose
12 – Lucy In The Sky With Diamonds
13 – Wild Wolves
14 – Lay Your Head
15 – Shades On
16 – Never Running Out
17 – Plain English
Clip:
The black swan song

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