Ben Folds – So There


Der Pianist, Komponist, Sänger sowie Kopf und Namensgeber des Trios Ben Folds Five bietet das Sextett yMusic (Streicher und Bläser) und sogar ein ganzes Orchester auf, um seine neuen Solo-Arbeiten umzusetzen. Folds, der als intellektuelle Reinkarnation von Billy Joel und kreativer Pop-Querkopf gehandelt wird, versucht in dieser Konstellation so viel wie möglich seiner Spritzigkeit zu erhalten und sich nicht der Macht der Instrumente zu ergeben. Er bewahrt sich seine Eigenständig- und Eigenwilligkeit, denn er nutzt die Klangfarben der erfahrenen Begleiter lediglich als Werkzeug zur Umsetzung seiner Pop-Vorstellungen. Folglich ist dies kein hölzerner „Pop Meets Classic“-Käse, sondern die Fortführung der Weltsicht des Pop-Exzentrikers mit anderen Mitteln. Es gibt sowohl zarte, kammermusikalische („Not A Fan“) wie auch lebhafte Ausprägungen („So There“) dieses Experiments. Die Kunst des Leonard Bernstein ist ein guter Querverweis für die Wirkungsweise dieser Musik, denn auch dieser Großmeister war jemand, der die Möglichkeiten, die opulente Instrumentierungen bieten, als Vehikel für populäre Musik einsetzte. Man denke nur an die „West Side Story“.
Bei „The Way To Go“ lugt noch eine große Persönlichkeit des ausschweifenden, pompösen Pop-Songs um die Ecke. Die Melodie besitzt nämlich die einnehmende Lieblichkeit eines Burt Bacharach-Songs. Die Beatles in ihrer Psychedelic-Pop-Phase können bei „Phone In A Pool“ als Einfluss ausgemacht werden und die Beach Boys haben für das wunderbar harmonische und friedliche „Yes Man“ Pate gestanden.
Bei den ersten acht Tracks hängt der Pop-Himmel quasi voller Geigen und Fanfaren. Die Lieder fügen sich dabei nahtlos in das Repertoire von Ben Folds ein. Danach folgt das „Concerto For Piano And Orchestra“ in drei Sätzen und jetzt ist Schluss mit lustig. Dieses Opus klingt ernsthaft wie ein bedeutungsschwangerer Soundtrack zu einem Monumentalfilm. Manchmal auch etwas luftiger wie die Untermalung aus einem Krimi der Vierzigerjahre oder wie die Vertonung eines dramatischen Liebesfilms. Wüsste man nicht, dass es sich bei diesen knapp 21 Minuten um einen Beitrag von Ben Folds handelt, man würde nicht drauf kommen, dass die Musik von ihm ist.
Wäre das Album durchgängig mit Gesang unter Begleitung von yMusic entstanden, hätte es wahrscheinlich (noch) mehr Spaß gemacht. Die Stilübungen mit dem Orchester haben den Unterhaltungswert von Soundtracks, zu denen man den Film nicht gesehen hat und passen nicht wirklich ins Konzept. (Quelle: CD-Starts)

Tracklist:
01 – Capable of Anything
02 – Not a Fan
03 – So There
04 – Long Way to Go
05 – Phone in a Pool
06 – Yes Man
07 – F10-D-A
08 – I’m Not the Man
09 – Concerto for Piano and Orchestra, Movement 1
10 – Concerto for Piano and Orchestra, Movement 2
11 – Concerto for Piano and Orchestra, Movement

Clip:
Phone in a pool

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