Dredg - Chuckles And Mr. Squeezy

Dredg sind Segen und Fluch zugleich, wenn sie sich wie auf "Chuckles And Mr. Squeezy" weiter ihrer chamäleonartigen Lebensgewohnheit hingeben. Sie huldigen den 80ern und dem Dark Pop in so strenger Weise, dass es schier blasphemisch erscheint, die Handstreiche "Leitmotif", "El Cielo" oder "Catch Without Arms" als gemeinsamen Nenner anzuführen. weiterlesen

Aufschlussreiche Symbolkraft für die Radikalkur trägt das elektronische Kinder-Lernspielzeug "Speak & Spell", das seinen Dienst an der Platte tut. Bassist Drew Roulette hat hervorgekramt, was Kraftwerk auf "Computerwelt" und Depeche Mode auf ihrem Einstand "Speak & Spell" im Jahr 1981 vergessen haben. Dabei geht es weniger um den Nippes-Einsatz als die nostalgische Losung, sich mit diesem Album drei Dekaden rückwärts zu drehen.
Produzent Dan The Automator (Kasabian, Gorillaz) spornte das Bay Area-Quartett zu dem Trip-Hopper "The Tent", dem feierlichen "Sun Goes Down" und dem kubanischen "La Isla Bonita"-Sentiment "Before it Began" an. Der Sinn für Weltmusik, der sich auf "Leitmotif" entfaltete, ging zwar nach 18 Jahren Bandgeschichte nicht verloren, allgemein überwiegt aber die Verfrachtung des Experimentellen ins Popaktuelle, was bei der Single "The Thought Of Losing You" und dem versuchten Klatsch-Mitreißer "Where I'll End Up" zu spüren ist.
"Another Tribe" eröffnet die kommenden 40 Minuten mit Gavin Hayes' nebulöser, zurückgenommener Stimme, bedrückenden Streicher-Samples und einem sich ergebenden: "Here we go again / Following all the trends / It's become an obsession / Yet it's time to accept it." Schrullig startet darauf "Upon Returning", die härteste Gangart der elf Titel. Eine Industrial-anmutende Gitarre von Mark Engles äußert sich stoßweise zum metallischen Grundtakt.
Das Erinnerungsstück schlechthin an Madonnas "Like A Prayer" ist "Somebody Is Laughing", das so beginnt, wie die Arctic Monkeys "Whatever People Say I Am, That's What I'm Not" beenden. Und genau hier liegt die Angriffsfläche der abermals erneuerten Dredg: Sie wildern in anderen Gehegen, bei anderen großen Namen und klammern das aus, was sie einst auszeichneten. Dino Campanella könnte diesmal auch eine Loop-Station sein, sein einst enthemmtes Schlagzeugspiel ist teilweise sogar zu einem computergenerierten Mikrokosmos zusammengeschmolzen.
Dredg haben sich auf "Chuckles and Mr. Squeezy" die Finger nicht verbrannt, ob nun aus Vorsicht oder mit Bedacht. Als kleines Leuchtfeuer bleibt die Hoffnung, dass sie es ja richtig können, so wie es sich auf "The Ornament", einem bereits erprobten und nachhörbaren Schöngeist auf "Live At The Fillmore" anbahnt. Auch das Familiendrama "Kalathat", das als akustisches Intermezzo nur eine federnde Gitarre vorzeigt, auf die sich Hayes' nach wie vor lupenreine Stimme legt, ist ein angenehmer elektrischer Kurzschluss.
Für ein eigenes Fazit findet der Sänger die richtigen Worte: "Believing that positivity breeds positive happenings". "Down Without A Fight" beginnt mit einem Inventar, bei dem zeitgenössische Pop-Bands oft daneben liegen: Dem kratzenden Disco-Synthie, ein Warnzeichen, auf das Dredg nicht gehört haben. Bei der nächsten Verwandlung dann bitte daran denken, dass es auch richtig schief gehen kann.(Quelle: Laut.de)

Tracklist:
01 – Another Tribe

02 – Upon Returning
03 – The Tent
04 – Somebody Is Laughing
05 – Down Without A Fight
06 – The Ornament
07 – The Thought Of Losing You
08 – Kalathat
09 – Sun Goes Down
10 – Where I'll End Up
11 – Before It Began


Clip:
Upon Returning

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