The Head and the heart

Kalkül und Pathos? Emotion und Intellekt? Herz und Kopf? The Head And The Heart mit ihrem selbstbetitelten Debüt. Dass die sechs Herrschaften aus unterschiedlichen Ecken Nordamerikas und musikalischen Umfeldern stammen, ist durchaus zu vernehmen; die Melange aus Americana-, Country- und Indiepop- Elementen, die sie auf ihrem selbstbetitelten Album angerührt haben, macht dies deutlich. Selbst ein paar Gospel-angelehnte Versatzstücke lassen sich in dem, unter anderem mit Cello, Violine, Klavier und akustischer Gitarre klassisch breit instrumentierten, Stücken finden. Stilistisch sind The Head And The Heart am ehesten mit Mumford And Sons zu vergleichen, minus die rockigeren Bestandteile. Opener des Albums ist das, nicht ganz zwei Minuten andauernde „Cats And Dogs“, das, von rauchigen Vocals, trockenem Beat, trockenerem Klavier und Schellenkranz getragen, den Hörer an der Hand nehmend, fröhlich nach vorn hüpft. "My roots have grown / But I don´t know where they are", wird man hier informiert. Vielleicht sind die restlichen neun Tracks tatsächlich ein Stöbern nach diesen Wurzeln. Allerdings wird auf „The Head And The Heart“ noch die ein oder andere sehnsüchtige oder gar wehmütige Aussage getätigt. In „Down In The Valley“ heißt es, eine frühere, wohl als unkomplizierter erachtete, Zeit zurückwünschend: “I wish I was a slave to some age-old trade / Like riding 'round on railcars and working long days“. Obgleich an sich gut geschrieben, führen die Lyrics jedoch bendenklich oft auf Gemeinplätze: „And all of the places I ain't ever been to but / Down in the valley with / Whiskey rivers / These are the places you will find me hidin´.” Der musikalische Übergang von “Cats And Dogs” zum nachfolgenden “Coeur D´Alene“ gestaltet sich derart fließend, dass man ihn gar nicht erst bemerkt, wenn man nicht wirklich genau darauf achtet, und dies obwohl sich die beiden Stücke in mehr Punkten unterscheiden als übereinstimmen. Das Songwriting ist insgesamt äußerst kunstfertig, da reiben sich auch Herz und Kopf nicht aneinander. Besonders hervorzuhebendes Stück ist die schöne, zwischen lebhaft und besinnlich pendelnde Ballade "Rivers And Roads". Desweiteren sorgt vor allem das kraftvoll-staubig tönende Klavierspiel für ein Fortkommen der Platte. Übrigens ist es durchaus empfehlenswert, sich den Langspieler am Stück zu Gemüte zu führen; die Nähte zwischen den Tracks sind einfach zu solide verschweißt, als das ein konkretes Herauspicken einzelner Stücke ratsam wäre. Denn hier verbirgt sich die größte Stärke der Platte: Obwohl sehr abwechslungsreich, sind doch alle Stücke aus einem Guss; ecken- und kantenfrei, treten sie niemandes Geschmack auf die Füße. Ebenfalls ist es natürlich auch ihre größte Schwäche: Nicht ein Experiment wird gewagt, nicht ein einziges Mal wird sich ein wenig weiter aus dem Fenster gelehnt. Auf Songwriting-Ebene funktioniert das Album durchgehend gut, erreicht wohl die emotionalen Reaktionen, die es zu evozieren sucht, also beizeiten leicht melancholisch gefärbte Zufriedenheit und zumeist gute Laune. Jedenfalls fühlt man sich nach ausgiebigem Hören des Werkes wunderbar frisch und kuschelig weich. Das ist allerdings eigentlich ein sehr positiver Zug, denn selbst welcher raue Seebär befährt ab und an nicht gerne etwas seichtere Gewässer? Mit dem Namen der Band und somit auch des Albums, wurde der Mund allerdings vielleicht ein wenig voll genommen. Es ist eben doch etwas schwieriger, sich gleichsam einen kühlen Kopf wie auch ein warmes Herz zu bewahren: Durch beide fließt leider dasselbe Blut.  (Quelle: Motor.de)

Tracklist:
1. Cats And Dogs

2. Coeur D Alene
3. Ghosts
4. Down In The Valley
5. Rivers And Roads
6. Honey Come Home
7. Lost In My Mind
8. Winter Song
9. Sounds Like Hallelujah
10. Heaven Go Easy On Me

Clip:
Down In The Valley

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