Coldplay - Ghost stories


Ihm werde immer „regelrecht schlecht“, wenn er eigene Songs im Radio hören müsse, gestand Coldplay-Sänger Chris Martin einst  dem FOCUS. Er habe dann stets das Gefühl, „entweder gleich in Ohnmacht fallen oder jemandem eine reinhauen zu müssen“. Grund für die überbordenden Emotionen sei möglicherweise, dass er als Perfektionist nichts mehr an dem Stück ändern könne. Vielleicht hat der 37-Jährige ja also aus reinem Selbstschutz gehandelt. Denn auf dem sechsten Studioalbum der erfolgreichsten britischen Pop-Rock-Band der vergangenen Jahre findet sich kaum massenkompatible Auswahl fürs Radio. Und das ist gut so.
„Ghost Stories“ dürfte manch klassischen Coldplay-Fan vor den Kopf stoßen. Denn das Quartett aus London hat seinen Setzkasten „Wir-basteln-uns-eine-typische-Coldplay-Hymne“ im Studio ausgesperrt. Keine flirrenden Stadion-Gitarren im Stile von U2. Keine überladene Bombastschinken-Produktion wie vor drei Jahren bei „Mylo Xyloto“. Keine schwülstigen Chorgesängen. Kein überflüssiges Duett mit Rihanna. Keine „Uhuhs“. Keine „Ohoaas“. Keine „Lalalas“.
Warner Das neue Album „Ghost Stories“
Naja, fast. Beim gewöhnungsbedürftigen Single-Vorboten „Magic“ streut Martin zwischen seinen - an den hohen Stellen doch arg gewöhnungsbedürftigen - Falsettgesang schon noch eine Runde „Ooooh ooh ooh“ ein. Doch insgesamt klingt „Ghost Stories“ für Coldplay-Verhältnisse unglaublich minimalistisch. Und extrem elektronisch. Sphärische, von kühlen Keyboards getragene Songs wie „Midnight“, in dem Martins Stimme durch einen Vocoder verfremdet ist, oder das leise, von sanften Gitarrenlicks getragene „Oceans“ erinnern eher an Avantgarde-Künstler wie Sigur Ros oder Bon Iver, als an das vielzitierte (Stadion-) Vorbild U2.
Das Verblüffende und Schöne daran: „Ghost Stories“ klingt in sich schlüssig und homogen, ist mit knapp 40 Minuten Spielzeit nicht zu kurz und nicht zu lang. Jeder Song sitzt an der rechten Stelle. Vom betörenden Opener „Always In My Head“, in dem Martin die Trennung von seiner Frau Gwyneth Paltrow („I think of you, I haven't slept, I think I do“) verarbeitet, bis zum einzigen klassisch geprägten Coldplay-Song „A Sky Full Of Stars“, die sich nach einer animierenden Klavierakkordfolge in einer euphorischen Sound-Welle entlädt.
„Wir haben zwar jede Menge Songs geschrieben. Aber so, wie wir das Album am Ende zusammengesetzt haben, ist es eine Reise, bei der man über die guten und schlechten Dinge nachdenkt, die einem passiert sind. Und sich Ihnen stellt, statt wegzulaufen“, erklärte Martin in einem BBC-Interview. Das Album sei für ihn eine Art Therapie, als Weg von einem gebrochenen Herz zur Einsicht, dass sich alles am Ende einrenkt. Martins Fazit seiner musikalisch anspruchsvollen Selbsttherapie: „Es wird alles am Ende irgendwie okay.“(Quelle: Focus)

Tracklist:
1. Always In My Head
2. Magic
3. Ink
4. True Love
5. Midnight
6. Another's Arms
7. Oceans
8. A Sky Full Of Stars
9. O

Clip:

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