Eels - The cautionary tales of mark oliver everett


Ein heiserer Wolf heult über pompösen Streicher-Arrangements: Die Altersweisheit des neuen Eels-Abums wirkt etwas verfrüht. Doch Mark Oliver Everett ist gewiß noch nicht am Ende.
Für einen Moment glaubten wir wirklich, wir hätten die falsche Scheibe aufgelegt: Das musste doch Tom Pettys Album „Wildflowers“ sein, was da läuft! Akustikgitarre mit Kapodaster in einem hohen Bund, einfachste Akkordfolgen spielend, dazu Shuffle-Schlagzeug, einzelne Töne vom Glockenspiel. Doch nein, es ist wirklich das neue Werk von Eels, nur singt Mark Oliver Everett nicht „Hard to Find a Friend“ wie Tom Petty (hätte auch ganz gut gepasst), sondern: „Sometimes I miss where I’m from“. Im ewigen Wechsel seiner beiden Basis-Modi, nämlich einerseits Elektroschock-Blues und andererseits Gänseblümchen-Folk, ist Everett mit dem jüngsten Album nun wieder bei Letzterem angekommen.
Sein Titel „The Cautionary Tales of Mark Oliver Everett” legt Biographismus nahe und wirkt, als habe der Sänger sein Erinnerungsbuch „Things the Grandchildren Should Know“ (2009) nun auch noch vertont. Eine darauf befindliche Song-Trias aus „Where I’m At“, „Where I’m From“ und „Where I’m Going“  unterstützt diese Lesart. Dabei sind die Einsichten, die diese Lieder gewähren, so individuell dann doch nicht. „I can’t say if the flowers will keep on growin’ / But I’ve got a good feeling ‘bout where I’m goin’” – so lautet hier der Weisheit letzter Schluss, ganz nett, aber auch ein bisschen belanglos.
Natürlich gibt es dann auch wieder einigen Beziehungskram, das ist man von Eels gewohnt: „They tried to warn us: Get out of there”, heißt es einmal, doch zu spät, es fällt schon die große Metapher vom Himmel: „Honey, we’re in a lockdown hurricane“. Amüsanter wirkt dagegen die Ballade von einer Frau namens Agatha Chang. Der Refrain läuft sogar auf einen Witz hinaus: „I wouldn’t answer each time the phone rang / But I should have stayed with Agatha Chang”.Insgesamt klingt Everett etwas heisergekräht – vielleicht musste er sich in den vergangenen Jahren zu oft verausgaben beim großartigen Wolfsgeheul seines Stücks „Hombre Lobo“. Dass er dies nun aber eintauscht gegen fast schlagerartige Melodien mit pompösen Streicher-Arrangements, klingt bei ihm in etwa so deplatziert wie schon vor Jahrzehnten die orchestralen Experimente des  Folksängers Harry Nilsson.
Der abgeklärte Rückblick des Altersweisen kommt für Everett mit einundfünfzig Jahren dann doch etwas verfrüht. So frühverrentet sich aber auch der Liedtitel „Mistakes of My Youth“ ausnimmt, ist Everett mit diesem leichten und weniger bombastischen Independent-Rocksong dann aber glücklicherweise doch noch ein schöner Wurf gelungen. (Quelle: FAZ)

Tracklist:
Disc 1:
1. Where I'm At
2. Parallels
3. Lockdown Hurricane
4. Agatha Chang
5. A Swallow In The Sun
6. Where I'm From
7. Series Of Misunderstandings
8. Kindred Spirit
9. Gentlemen's Choice
10. Dead Reckoning
11. Answers
12. Mistakes Of My Youth
13. Where I'm Going

Disc 2:
1. To Dig It
2. Lonesome Lockdown Hurricane
3. Bow Out
4. A Good Deal
5. Good Morning Bright Eyes
6. Millicent Don't Blame Yourself
7. Thanks I Guess
8. On The Ropes (Live Wnyc)
9. Accident Prone (Live Wnyc)
10. I'm Your Brave Little Soldier (Live Wnyc)
11. Fresh Feeling (Live Kcrw)
12. Trouble With Dreams (Live Kcrw)
13. Oh Well (Live Kcrw)

Clip:
 http://www.mdr.de/mdr-figaro

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