Banks - Goddess


Zu den zusehends erwartungsfrohen und lobhudelnden Menschen im Zuge der – gefühlt – wöchentlich veröffentlichten Banks-Songs zählen offenbar auch Neon Jungle. Die Girl-Group coverte "Waiting game", noch ehe Banks selbst ihr zugehöriges Debüt in die Pressung gab – sehr zum Ärger der 26-Jährigen. Jillian Banks murmelte auf Facebook, sie hoffe, der Song möge der nacheifernden Truppe ähnlich viel bedeuten wie ihr. Nun, tut er nicht. Jedenfalls klingt das Cover so, als habe durchschnittlicher Casting-Nachwuchs eine Ballade mit deplatzierten Zusatzphrasierungen versehen und intuitiv Song-Dyslexie betrieben. Mit der beinahe schon konventionellen Piano-Ballade "You should know where I'm coming from" samt Streichern und obligatorischen Paukenschlägen wären Neon Jungle gegebenenfalls besser beraten gewesen. Wobei Banks textlich da sehr schonungslos ist. Also lieber gar keinen Song der Platte.
"Waiting game" ist in jeder Hinsicht eine Nummer zu groß. Dieses Zusammenspiel aus Piano, gehaucht-halligem Backing, Flirren, bräsigem, geknechtetem Tapsen, öffnenden Synthies und einer verletzten Banks ergibt einen schlicht wunderbaren Track. Für das Klanggerüst und als Co-Schreiber setzt die Kalifornierin auf gestandene Namen: Totally Enormous Extinct Dinosaurs ist genauso beteiligt wie Shlomo, Jamie Woon und Sohn, der im Opener Restspuren seines Tracks "The wheel" streut. Aber dieser in Pop transferierte Post-Dubstep und Neo-R'n'B ist auf jene Frau zugeschnitten, die bei aller stimmlicher Variabilität stets betörend wirkt.
Da suggeriert ein Song wie "Warm water", er erscheine gerade lediglich mit einem Seidennegligee bekleidet im Türrahmen. Wenn The Weeknd für Porno steht, weil er über Party und Sex, Sex und Sex singt, dann gereicht die von Banks geschaffene Atmosphäre womöglich zu lustvollem Petting. So weit, so oberflächlich – und irgendwie auch falsch. Der Punkt ist einfach der: Die 26-Jährige strahlt bei aller Verwundbarkeit, dargelegter Offenheit und allem Kalkül eine teils ungreifbare Sinnlichkeit aus. Obwohl da Herzscherben verstreut liegen, Typen gottgleiche Frauen gehen lassen oder unentwegt versprechen, sich zu ändern: "You can make me cry / Just because you're in a mood", sagt Banks im von The xx beeinflussten "Change".
In FKA Twigs sehen ja nicht wenige die Zukunft des R'n'B oder des Wasauchimmer, dank getakteter Vertracktheit und der Art und Weise, TripHop-und Genre-Status-Quo-Exegese zu betreiben. "Goddess" macht dies auch, jedoch auf seine Weise: mit weniger akribisch ausstaffierten Klanglandschaften, dafür in einer durchweg menschlicheren, weniger anstrengenden und erheblich strukturierteren Variante. Eine Pop-Platte eben, und wer "Goddess" als solche betrachtet, wird sie nur mögen können. Dafür allerdings, auch das sei erwähnt, weist das Album im Mittelpart ein paar meisterwerkzerreißende Längen auf, überrascht zum Ende aber wieder mit Akustikgitarre im zarten "Someone new" und der beherzten Piano-Ballade "Under the table". Auf die Schlussfrage "My heart could be yours, won't you make it your home?" darf es so oder so nur eine Antwort geben: Ja, ich will.(Quelle: Plattentests)

Tracklist:
  1. Alibi
  2. Goddess
  3. Waiting game
  4. Brain
  5. This is what it feels like
  6. You should know where I'm coming from
  7. Stick
  8. Fuck em only we know
  9. Drowning
  10. Beggin for thread
  11. Change
  12. Someone new
  13. Warm water
  14. Under the table
Clip:
Goddess

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