The Drums - Encyclopedia


Da waren sie auf einmal wieder zu zweit. Innerhalb eines einzigen Jahres hatten The Drums zwei Alben veröffentlicht – ihr selbstbetiteltes Debüt von 2010 und das darauffolgende "Portamento" –, waren auf Tour gegangen und hatten die Welt gesehen. Als jene Tour Ende 2012 langsam ausklang, war auch die Band fast am Ende angekommen. Nach einigen Spannungen stieg Gründungsmitglied Connor Hanwick aus, Sänger Jonny Pierce kündigte ein Soloalbum an, das nie erscheinen sollte – und diese kleine Band, die mit Songs wie "Let's go surfing", "Me and the moon" oder auch "Days" für eingebildeten Sand an den Händen und echter sonnendurchfluteter Melancholie im Herzen sorgte, stand vor dem endgültigen Zusammenbruch. Dann kam der 16. Februar 2014, ein Foto auf Facebook und die Ankündigung eines neuen Albums. Was für ein Glück!
Zum ersten Mal seit der Veröffentlichung ihrer "Summertime"-EP im Jahr 2009 waren Pierce und Jacob Graham nun wieder ein Duo. Die Wut, Verzweiflung und Einsamkeit im Studio haben sie positiv nutzen können, heißt es aus dem Bandlager. Zwar klängen die neuen Songs düsterer, aber ehrlich – man habe "den Strand gegen festen Boden eingetauscht, immer auf der Suche nach Hoffnung", so Pierce. Und tatsächlich: "Magic mountain", die erste Single des neuen Albums "Encyclopedia", klingt so ganz anders, als man es erwartet hatte. Scharfkantig, störrisch, stellenweise hart – eine Zusammenfassung der drei Jahre, die seit dem Release von "Portamento" vergangen sind. So mancher Fan schlug da spontan die Hände über dem Kopf zusammen.
Aber "Magic mountain" ist nur ein Teil des Albums. Und ganz weg vom Strand sind The Drums natürlich nicht. Denn wie jeder weiß, sind Sandkörner äußerst hartnäckig und finden sich auch noch, nachdem man längst wieder daheim angekommen ist. Schon die nächste Single "I can't pretend" ist deutlich entspannter, wärmer und dennoch auch wehmütiger, wenn Pierce über einer synthiegeschwängerten Melodie von seinem Kummer erzählt: "When everyone wants to dance / I can't stand up / I know that I need love / But I can't pretend." Eine Schippe mehr Leidenschaft gibt es im düster-hektischen "Deep in my heart", sehnsüchtige Lust im vom Falsett durchzogenenen "Kiss me again" und künstliche Kälte im irren "Bell laboratories" – womöglich aber auch kalte Künstlichkeit.
Mit "I hope time doesn't change him" geht es zurück zu den schwermütigsten Momenten von "The Drums". Erinnerungen an laue Sommernächte und an "Down by the water" kommen auf, bis "Face of God" den Hörer rasant aus seinen Tagträumen reißt, um ihn im lieblichen "U.S. national park" wieder kopfstreichelnd zuzudecken. Mit "There is nothing left" und "Wild geese" gibt es die beiden stärksten Stücke von "Encyclopedia" erst ganz zum Schluss, wenn die letzten Spuren im Sand längst weggespült wurden und die Sonne hinterm Horizont verschwunden ist. Egal, welchen Weg The Drums noch einschlagen, ihre Badetücher werden auch in Zukunft einen festen Platz am Strand haben. Auf die Gefahr, dass wir uns wiederholen, aber: Was für ein Glück! (Quelle: Plattentests.de)

Tracklist:
  1. Magic mountain
  2. I can't pretend
  3. I hope time doesn't change him
  4. Kiss me again
  5. Let me
  6. Break my heart
  7. Face of God
  8. U.S. national park
  9. Deep in my heart
  10. Bell laboratories
  11. There is nothing left
  12. Wild geese
Clip:
 Magic Mountain

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