AC/DC - Rock or bust

 
 
Sie zocken seit 40 Jahren dasselbe Riff mit denselben Kneipenreimen. Derlei liest man bei jeder der rar gesäten Neuveröffentlichungen AC/DCs. Aber was erwartet man von einer Band, die ihre Tracks ohne mit der Wimper zu zucken "Whiskey On The Rocks" nennt? Insofern gibt es bei den Australiern nur ein ernstzunehmendes Kriterium: Rummst es oder rummst es nicht?
Von den Alben seit 1995, als Drummer Phil Rudd zurückkehrte, dürfte "Stiff Upper Lip" (2000) da vermutlich am besten abschneiden. Gleichwohl sind die Songs von "Ballbreaker" (1995), "Black Ice" (2008) und eben "Rock Or Bust" im Kern nicht schwächer. Im Gegenteil: Das düstere "Dogs Of War", mit der beste neue Track, muss 2015 einfach ins Liveset durchmarschieren! Auch die typisch groovenden "Hard Times" oder "Rock The House" würden auf der Bühne bestehen.
Zumal: "Rock Or Bust" stellt eine echte Zäsur in der langen Bandhistorie dar, vergleichbar höchstens mit Bon Scotts Tod 1980: Der an Demenz erkrankte Bandmitbegründer Malcolm Young ist nach über 40 Jahren raus. Dass Rudd parallel fast wegen Auftragsmord angeklagt wurde, mutet dagegen fast wie ein Witz an.
Er muss sich aber wegen weiterer Delikte in Neuseeland vor Gericht verantworten, u.a. Drogenbesitz. Bandleader/Leadgitarrist Angus Young und Basser Cliff Williams deuteten jüngst in einem Interview an, Rudd habe sich verändert, es sei schon schwierig genug gewesen, ihn ins Studio nach Vancouver zu bewegen. Von zehn Tagen Verspätung ist die Rede. Noch ist nicht ausgemacht, ob er 2015 live die AC/DC-Felle bearbeiten wird.
Immerhin trommelte Rudd "Rock Or Bust" gewohnt solide ein. Malcolms Part musste dagegen Stevie Young übernehmen. Am Songwriting war Malcolm gleichwohl beteiligt. Viele seiner Ideen seien eingeflossen, sagt Angus, der diesmal hauptverantwortlich zeichnet: "Man nimmt ein paar neue Ideen und ein paar alte ... Über die Jahre sammeln sich viele Sachen an".
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Seinem Neffen Stevie dürfte Malcolm jedenfalls ein gutes Zeugnis ausstellen. Der spielt seinen Job so runter, wie es die Blues getränkte Hardrock-Maschine verlangt. Das Rhythmusfundament sitzt, zumal die ungewohnt kompakten 35 Minuten Spielzeit keinen Raum für längere Gitarrensoli bzw. Instrumentalpassagen lassen. Alles läuft noch direkter auf die Refrainslogans und kurzen Finals hinaus, wie bei der Leadsingle "Play Ball". Vielleicht eine direkte Folge von Malcolms Absenz.
Hervorragend liefert Sänger Brian Johnson - der Mann geht auf die 70 zu und hört sich auf Platte wie vor 20 Jahren an ("Rock The Blues Away", "Miss Adventure"). Über die inhaltliche Ebene gibt es bei AC/DC gewohnt wenig zu sinnieren. Aber die Refrains respektive Vocallines und Backingchöre dahinter bleiben in jenem unkomplizierten roughen Mitgröl-Modus ("Baptism By Fire", "Rock Or Bust"), den nun mal nur die alten Männer von AC/DC so cool bringen.
Natürlich klingt die Platte so, wie alle erwartet haben. Und Angus könnte vermutlich umgehend ein, zwei weitere nachschieben - ohne Malcolm. Das einzige, was AC/DC auch 2014 abgeht, ist vielleicht ein Überhit im Sinne von "Highway To Hell", "Hell's Bells" oder "Thunderstruck", genügend gute Tracks haben sie seit "Big Gun" (1993) trotzdem abgegeben. (Quelle: Laut.de)
 
Tracklist:
1. Rock Or Bust
2. Play Ball
3. Rock The Blues Away
4. Miss Adventure
5. Dogs Of War
6. Got Some Rock & Roll Thunder
7. Hard Times
8. Baptism By Fire
9. Rock The House
10. Sweet Candy
11. Emission Control
 
Clip:

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