Selig - Kashmir Karma



Es war einmal ... Kohl war noch Kanzler und der Suizid von Kurt Cobain allgegenwärtig. Das Herz der Rockmusik schlug weltweit in Seattle, deutschlandweit im hohen Norden. Damals mittendrin statt nur dabei: Selig. Sie waren anders. Schlagwörter wie „Hippie-Metal“ fielen, statt geputztem Deutschrock gab es in den 90-ern gebürstete Ausbrüche und kreative Momentaufnahmen. Ihr neues Album „Kashmir Karma“ spielt in einer anderen Zeit. Aber mit ähnlichem Werkzeug.
Nein, die insgesamt siebte Studiorille der Hamburger ist kein Comeback. Dieses fand bereits in der ersten Dekade des neuen Jahrtausends statt, die Anzahl der Alben danach ist mittlerweile höher als die der Alben davor. Das bis dato letzte Werk, „Magma“, erblickte 2013 das Licht der neuen Welt. „Kashmir Karma“ setzt den Weg fort, wirkt jedoch sehr viel spannender und ungezwungener als der Vorgänger. Musikalisch durchaus an die „erste Ära“ angelehnt, textlich tief im Hier und Jetzt verankert.
Anstatt sich wie bei „Magma“ wieder mit einem Promi-Produzenten (Steve Power) einzusperren, ging es diesmal nach Schweden, wo die zum Quartett geschrumpfte Band - Keyboarder Malte Neumann ist nicht mehr dabei - in der Abgeschiedenheit zu einem neuen Gemeinschaftsgefühl fand. Kein Wunder, dass einem die ruhigeren Töne von „Kashmir Karma“ besonders ans Herz wachsen. „Wintertag“ beispielsweise sticht dahingehend hervor, ebenso „Unterwegs“. Seit dem Überflieger „Ohne Dich“ sind Selig als Verfasser herzergreifender Kleinode anerkannt, und jetzt, im Zeitalter des zweiten Aufbruchs, mischen sich Melancholie und Sehnsucht mit dem Schmerz der Trennung und der Erinnerung. Selig sind „unterwegs, um zu vergessen. Nicht mehr vermissen müssen.“
Was nicht heißt, dass der Spaß im Krisenverarbeitungsstrudel untergeht. „Die Welt ist ein Raum“, und der will voll ausgestattet sein. Oder ist sie doch eher ein Traum? Der Opener „Unendlich“ verliert sich im Dunst, schwurbelt und holt die Selig-Hippies wieder hervor. Das hitverdächtige „Nimm mich so wie du bist“ setzt die Popmütze auf, mit der sich die Band in ihrer jüngeren Vergangenheit zunehmend angefreundet hat. Und mit dem „DJ“ ergattert der juckende Jamrock mit knarzender E-Gitarre auch noch einen Ehrenplatz.
„Kashmir Karma“ war ursprünglich ein Kandidat für den Bandnamen. Jetzt haben Selig den Titel wieder ausgepackt. Sie schauen zurück, gewähren der Sentimentalität Einlass, ohne ihr einen Platz in der ersten Reihe anzubieten. Der letzte Song auf dem Album ist der Titelsong. „Nach der Freiheit beginnt die Zukunft, und genau hier fängt sie an“, singt Jan Plewka. Man darf gespannt sein, was diese noch alles für Selig bereithält. (Quelle: Nordbuzz)

Tracklist:
1. Unsterblich
2. Nimm mich so wie du bist
3. Wintertag
4. Alles ist nix
5. DJ
6. Zu bequem
7. Unterwegs
8. Lebenselixier
9. Feuer und Wasser
10. Lass los
11. Kashmir Karma

Clip:
Alles ist nix

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