Lemuria - Pepple


Kaum ein Album konnte dem Rezensenten ein derart manisches Grinsen ins Gesicht meißeln, wie das Full-Length-Debüt „Get Better“ des „Eigentlich-Duos“ LEMURIA. Dieses Gefühl schlug auch Bridge 9-Inhaber Chris Wrenn zu Boden, so dass er die doch recht label-untypische Band unter seine Fittiche nahm. Mit einer solch geschmackssicheren Hardcore-Schmiede im Hintergrund konnte man also eigentlich nur einen zumindest gleichwertigen Nachfolger erwarten. Nach dem bekannt wurde, dass GOVERNMENT ISSUE, JAWBOX, BURNING AIRLINES, CHANNELS-Ikone Jay Robbins die Aufnahmen in die Hand nehmen würde, wuchs die Freude jedoch ins Unermessliche. Stand dieser doch bei mindestens der Hälfte der eigenen Alltime-Faves hinter den Reglern (TEXAS IS THE REASON anyone?). Und was verbirgt sich nun letztendlich hinter dem unscheinbaren Nerd-Cover mitsamt Hornbrillen-Geek-Titel?

Zumindest eine grandiose Platte, die die Glanzzeiten des Neunziger Lo-Fi-Indie-Rocks wieder auferstehen lässt! Denn offensichtliche Pop-Punk-Schraddel-Hits wurden ausgesperrt, es wird mehr Wert auf Atmosphäre und versteckte Melodien gelegt. Der Sub-Pop-Einfluss wurde noch einmal gesteigert: es klingen unschuldigere Zeiten an, die die Hochzeiten von famosen Bands wie JALE, HAZEL, SUPERCHUNK und speziell SEBADOH in Erinnerung rufen. Das Ganze ist aber natürlich in einem moderneren, schnörkellos-transparenten Sound gehalten, der die elf Kompositionen in ein gefühlvolles Kostüm verpackt. Dreh- und Angelpunkt bleiben weiterhin die samtenen, umarmenden Vocals von Sheena Ozzella und Alex Kerns, welche die alte Boy-Girl-Gesangsschule fantastisch in die Neuzeit tragen. Das neue Album will gehört, gefühlt und ergründet werden, wer den Sofort-Ohrwurm-Charakter des Vorgängers vermisst, sollte „Pebble“ nicht gleich wegsortieren, sondern den 30 Minuten wiederholt eine Chance geben. Wer dies nicht tut, vergibt die Chance, Hits wie „Pleaser“ oder „Chautauqua County“ zu bewundern und begibt sich dabei gleichermaßen in Gefahr, ein großes Stück an Lebensqualität zu verlieren!

Wer in den Neunzigern mit Indie-Rock sozialisiert wurde, dem bleibt eigentlich keine andere Wahl, als sich „Pebble“ zuzulegen und ein glücklicheres Leben zu führen. Die Hardcore-Community wird wahrscheinlich eher gelangweilt den Kopf schütteln, daher kann man Bridge 9 nicht hoch genug anrechnen, dass sie ihre Künstler zuallererst nach Geschmack und nicht nach Verkaufszahlen auswählen. „Pebble“ ist ein Grower, der durch seine Unaufgeregtheit, einfach unheimlich aufregend ist! (Quelle: Musik Terrorverlag)

Tracklist:
1. Gravity
2. Wise People
3. Pleaser
4. Yellowstone Lady
5. Irregular
6. Ribcage
7. Different Girls
8. Bloomer
9. Durian
10. Chautauqua County
11. The One

Clip:
Wise people

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