Dr. Dog - B-Room


Der Wille, etwas zu verändern, war unbestritten da. Bevor Dr. Dog mit den Aufnahmen zu ihrem achten Album begannen, legten sie zunächst Hand an. Das Indie-Pop/Rock-Sextett aus Philadelphia baute sich in einer stillgelegten Mühle sein eigenes Studio, den nun titelgebenden "B-Room". Die Band berichtet auch davon, beim Aufnahmeprozess neue Wege gegangen zu sein: Die Songs wurden hauptsächlich live eingespielt und nur wenige Overdubs vorgenommen. Auch wenn man die Reduktion und Konzentration "B-Room" teilweise anhört, die ganz großen Veränderungen bleiben aus. Was eine hervorragende Nachricht sein könnte, leider aber nicht ganz ist.
Schließlich hat kaum eine Band der klassischen Pop-Ära so verinnerlicht wie die Mannen um Sänger/Gitarrist Scott McMicken die Tugenden: Ihre Songs sind eingängig, aber nicht seicht. Einfach, aber nicht einfältig. Locker, aber nicht nur flockig. Der beste Beweis, dass die Band ein Händchen für Ohrwürmer der besten Sorte besitzt, lieferte der Vorgänger "Be The Void" (2012): Das Album klang, als ob man einen Golden-Oldie-Sender mit 60er- und Früh-70er-Schwerpunkt auf einem leicht angestaubten Küchenkofferradio hören würde. Und wer solche Melodien schreiben kann, braucht eigentlich keine Veränderungen vorzunehmen oder sich neu zu erfinden.
Neu auf "B-Room" ist eine gewisse Liebe zu klassischem 70er-Soul, dem Dr. Dog vor allem im herrlichen Opener "The Truth" nachspüren. Ungewöhnlich für die Band ist auch "Too Weak To Rumble", eine fast schon spartanische Akustikgitarren-Ballade, in der Bassist und Zweit-Sänger Toby Leaman herzgreifend greint. Aber es gibt sie natürlich auch wieder, die dylanesken Folkrock-Rumpler ("Distant Light"), die Country-Schunkler samt Fiddle und Banjo ("Phenomenon") und die rhythmischen Funk-Pop-Songs ("Love").
"B-Room" ist also höchstens eine vorsichtige Erweiterung der Stilpalette der Band. Die größte Veränderung gegenüber den Vorgängeralben ist eher die gesunkene Trefferquote. Denn obwohl live eingespielt, lassen manche Songs die Spritzigkeit, Spontaneität und Spielfreude, die ihren Retro-Pop stets über den Durchschnitt erhob, leider vermissen. Es wirkt so, als ob es sich Dr. Dog in ihrem neuen Studio etwas zu gemütlich gemacht hätten. Obwohl der Wille, etwas zu verändern, sicherlich da war.(Quelle:Weser-Kurier)

Tracklist:
 1. The Truth
2. Broken Heart
3. Minding the Usher
4. Distant Light
5. Phenomenon
6. Too Weak to Ramble
7. Long Way Down
8. Cuckoo
9. Twilight
10. Rock & Roll
11. Love
12. Nellie
Deluxe Edition Bonus Tracks:
13 - Mt. Slippery
14 - Can't Remember
15 - Humble Passenger

Clip:
drdoganti/the-truth

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