The Rifles - None the Wiser


Neue Platten von The Rifles machen in erster Linie zwei Dinge deutlich. Erstens: Viele Bands der Jahre 2005 und 2006, die der Kopf mühsam und spärlich zusammenkratzen kann, liegen längst auf musikalischen Friedhöfen in verlassenen, britischen Vorstädten begraben. Zweitens: Verhängnisvolle Fehler begeht man nicht nur einmal. Die Ankündigung eines neuen Albums der Band aus London, die ebenfalls der ominösen Class of 2005 zugerechnet wird, führt über kurz oder lang (aber eher kurz) dazu, sich ihr Debütalbum anzuhören. Doofe Sache. Gift für unverbrauchte Eindrücke. Denn so frisch, so gut wie auf "No love lost", werden sie nie mehr klingen.
Immerhin aber haben die Rifles versucht, die Uhren wieder auf Null zu drehen. Bassist Robert Pyne und Drummer Grant Marsh sind zu Joel Stoker und Lucas Crowther zurückgekehrt. Die Band ist wiedervereint in der Ursprungsbesetzung und so lassen sie in Interviews zu "None the wiser" verlautbaren, es habe sich direkt vertraut angefühlt. Glaubt man sofort. "Heebie Jeebies" bezeichnet eigentlich ein ängstliches, beklemmendes Gefühl, ein nervöses Unwohlsein, die Rifles aber stopfen die Bedeutung in der gleichnamigen Single ins nächstbeste Pint, verlieren es auf der Kneipentour völlig und und enden den knappen zweiminütigen, verschwitzten Powerpopper mit einem Spruch für Fußmatten und Grußkarten: "I'll be feeling much better when I realise life is sweet."
In "Minute mile" zirkuliert Pynes Bass um stoischen Beat und dominantes Riff in den Strophen, ehe sich der Refrain in gewohnter Harmonie ergießt. "Go lucky" hängt sich gleich an den selben Zug und die Mundharmonika aus "All I need" pustet ihre Noten zwischen Beatles und Oasis' Songbird-Sound. So pointiert war wenig auf "Freedom run", ihrem bislang schwächsten und akustikverliebtesten Album. "None the wiser" macht das zwar besser. Ganz loslassen aber können sie von den akustischen Bausteinen nicht.
Die Herren sind ja keine 20 Lenze mehr, ihr Britrock hat eine gewisse Altersmilde erreicht. Wer sich damit arrangiert, sieht "Shoot from the lip" nicht direkt bei Miles Kane verortet, hat sicher phasenweise seinen Spaß am clashigen "Catch her in the rye" und in Gänze an "The hardest place to find me", das von der Melodie kurzzeitig an R.E.M.s "It's the end of the world as we know it" erinnert. Der Refrain von "Eclectic eccentric" ist dagegen schlicht langweilig und "Under and over" hätte mit seinem hymnischen Überbiss zu "No love lost"-Zeiten auch nur B-Seiten angegrinst. Also, Zähne fletschen, die Rifles sind immer noch da. Schön, dass es sie gibt.(Quelle: Plattentests)

Tracklist:
1. Minute Mile
2. Heebie Jeebies
3. Go Lucky
4. All I Need
5. You Win Some
6. Catch Her In The Rye
7. The Hardest Place To Find Me
8. Shoot From The Lip
9. Eclectic Eccentric
10. Under And Over

Clip:
Minute Mile

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