U.S. Royalty - Blue Sunshine

 Thematisch bewegen sich die elf neuen Stücke von “Blue Sunshine“, das das Schummrige, das Nebulöse, Melancholische und Wolkenverhangene bereits als spontane Assoziationen im Titel vor sich her trägt, irgendwo zwischen dem Heimweh – respektive: der Frage, das zur Hölle überhaupt “Heimat” ist – und dem Fernweh, dem Festhalten an alten Lieben und dem Sich-öffnen für neue, dem Kampf gegen die inneren Dämonen der Vergangenheit und der Sehnsucht nach einem Leben in Zuversicht und Balance – ein nicht eben seltenes popmusikalisches Potpourri an großen Sujets also. Und trotzdem gelingen die Songs im Gros qualitativ geschlossener als noch auf dem 2011 erschienenen “Mirrors”, für welches die Band nach eigener Aussage eine Mischung aus “Spaghetti Western und Kubrick-Film” im Kopf hatte. Da merkt man schon beim Opener “Into The Thicket” erstmals auf, wenn die Band zur Akustischen, gar harmonischen, Fleet Foxes-liken Gesangpassagen und Textzeilen wie “Where do you go this time to be alone? / Eyes like mirrors is capturing a willing soul / What is that darkness in you, is it in me too? / Stay with me now, I hold, I hold you” einsteigt, bevor Tambourine und Schlagzeug erstmals zaghaft das Gaspedal berühren. Das darauf folgende Titelstück legt da schon mit etwas mehr Verve los, während John Thornley streicherverhangen liebeskrank “Blue sunshine / Lightning my way / I tried to love you / But you turn me away” singt und sich in Emphase und Vokaldehnung übt. In den nächsten Stücken legt die Band dann erst richtig los, bietet mal direkte Catchyness (“Lady In Waiting”), mal Midtempo-Eighties-Rock-Referenen (“Breathless”), mal britgerocktes Gitarrengegniedel (“Slow Magic”), das auch Oasis nicht schlecht gestanden hätte, mal fluffig dahin plätschernde Melodien (“Valley Of The Sun”) oder eine fein abgehangene Folk-Rock-Berg-und-Talfahrt wie “Only Happy In The Country” auf, die im Text sowohl dem Stadt- als auch dem Landleben positive Aspekte abgewinnen kann (“I’m only happy in the country / Until I miss the city…”). Die Ballade “Get On Home” bildet auf “Blue Sunshine” so etwas wie den emotionalen Trennpunkt, verarbeitet die Band in dieser ja nichts weniger als all die ungewollten Abschiede/Todesfälle der jüngeren Bandgeschichte – aber auch das Ankommen in der (alten) Heimat (“He is gone but not forgotten / In the phrases of our minds /…/ So get on home / Say hello to the family / Give my regards to the one named Nancy / Been away so long”). Da darf denn auch in “South Paradiso” wieder ordentlich in Sixties-Rhythmen und Jingle-Jangle-Melodien gebadet werden, bevor das von Paul Thornleys spanischer Gitarre bestrittene Instrumental “De Profundis” (deutsch: “Aus der Tiefe” – benannt nach einem Brief, den der Schriftsteller Oscar Wilde einst an einen inhaftierten Freund schrieb) erneut die Geister auf emotionale Herbsttemperaturen herunter kühlt und der U.S. Royalty’sche Bandbus zur stark aufspielenden Vier-Minuten-Abschlussemphase “Two Worlds” gen Horizont entschwindet…Nun bleibt jedoch auch nach “Blue Sunshine”, dem durchaus gelungenen 44-minütigen zweiten Album von U.S. Royalty, der Eindruck, dass die Band sich nicht zum stadionrockenden Kassenschlager entwickeln dürfte. Dafür zielen die elf Stücke, für die John Thornley und Co. im November 2012 in den Dreamland Recording Studios  letzte Hand anlegten, einfach zu sehr auf das Aufleben großer Rock- und Folkgeister von Fleetwood Mac über David Bowie und The Doors bis hin zu U2 ab (mit U2s Frontmann Bono teilt sich Sänger John Thornley unüberhörbar den zu empathisch-dringlichen Höhen aufschwingenden Gesang). Wenn überhaupt, klingen auch drei Jahre nach dem Debütalbum höchstens Bands und Künstler an, die sich bereits ihrerseits der Verwaltung wertgeschätzter Folk- und Rocktraditionen verschrieben haben (Fleet Foxes, Mumford & Sons, The Killers, Oasis, Kasabian). Wer jedoch auch nur mit einer der genannten Bands glücklich wird, der sollte für und auf “Blue Sunshine” ein Ohr riskieren, denn einen passenderen Roadtrip-Soundtrack als diese Tour quer durch die emotionalen Landschaften der vielfächrigen Vereinigten Staaten – wer’s anschaulich mag: vom sonnigen Kalifornien einmal quer durch’s weite Ödland des Mittleren Westens über die schroffen Felsklüfte der Appalachen bis hinein in den urbanen Schmelztiegel New York City – kann man wohl lange suchen…(Quelle:Anewfriend)

Tracklist:

1. Into the Thicket
2. Blue Sunshine
3. Lady in Waiting
4. Breathless
5. Slow Magic
6. Valley of the Sun
7. Only Happy in the Country
8. Get on Home
9. South Paradiso
10. De Profundis
11. Two Worlds

Clip:
 Blue Sunshine

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