The Cult – Hidden City




The-Cult-Funfact #1: Wenn Matthew McConaughey nicht gerade dabei ist, unfassbar gute Serien für HBO zu drehen, spielt er ab und zu mal im bekifften Zustand Bongos bei den Live-Auftritten der englischen Rockband. The-Cult-Funfact #2: Sänger Ian Astbury sieht mit fortschreitendem Alter immer mehr aus wie Regie-Kultnulpe Tommy Wiseau. Aber hier soll es ja nicht um lustige Trivia gehen, sondern um "Hidden city", den neuen Langspieler der besagten Band.
Ja, The Cult erfinden weder den Hard Rock noch den Gothic Rock neu, wissen sich aber nach wie vor gekonnt zwischen beiden Polen zu bewegen. So ist schon der Opener "Dark energy" ein gepflegtes Brett aus sägenden Gitarren und treibenden Drums. Ein inbrünstiger Astbury knödelt in gewohnter Manier über die eingängigen Riffs von Billy Duffy. Ähnlich donnernd geht es auf "Dance the night" weiter, und auch textlich bewegen wir uns wieder in bekannten Gefilden: Von "alien queens" und "demons" ist die Rede, wobei klar sein dürfte, dass damit natürlich die Vertreterinnen des zarten Geschlechts gemeint sind, denen die Band schon mit ihren Klassikern "Fire woman" und "She sells sanctuary" ein Denkmal setzten. So richtig in Wallung gerät das Testosteron auch auf dem bluesigen "G O A T", das einen wieder daran erinnert, dass Astbury ja nebenbei auch mit den Doors als Jim-Morrison-Surrogat tourt. Und auch in "Heathens", das klanglich auch von REO Speedwagon stammen könnte. Die erste Singelauskopplung "Hinterland" erinnert wiederum eher an Bush oder Audioslave, treibender 90s-Rock mit melancholischem Touch.
Zwischen den Headbangern kehren The Cult, die sich – noch ein Funfact – ursprünglich unter dem klingenden Namen Southern Death Cult formierten, wieder an ihre Gothic-Wurzeln zurück. "Deeply ordered chaos" oder "Lillies" tauchen in die finstere Halbwelt ab, "No love lost" erinnert mit seinen archaischen Bassdrums und den heulenden Gitarren an "Burn" von The Cure, weckt schaurig-schöne Erinnerungen an Eric Draven und Shelley Webster. Bei "In blood" werden dagegen Assoziationen an einen anderen gern gesehenen Friedhofsgast wach: Astburys Stimme klingt hier irritierend nach Mark Lanegan, dem knarzigen Blues-Totengräber. Entsprechend heiter mutet der Text des Stücks an: "I fell in a bathroom stall / 5 a.m. on the tile floor / Twisted knife, the hooker smiles / When does it end, when will it end?", lamentiert das lyrische Ich über das dramatische Piano und die reduzierte Gitarre. Die Frau wird hier vom Lustobjekt zum Todesengel. Im gleichen getragenen Tenor beendet die elegische Ballade "Sound & fury" das Album, auch dieser Song hätte als Gast auf Lanegans wunderbar düsterem "Blues funeral" getaugt.
The-Cult-Funfact #4: Das aktuelle Album der etwas in Vergessenheit geratenen Band ist besser, als so manch einer wohl erwartet hätte. Bis auf "Avalanche of light", wo Astbury die Knödelstimme doch ein wenig zu sehr auskommt, und das etwas fade "Birds of paradise" liefert die Band mit "Hidden city" ein ordentliches Rockalbum, Duffy und Astbury haben ihr Mojo noch nicht verloren, und wer weiß, vielleicht bekommen wir auf der nächsten Platte ja auch endlich mal Herrn McConaughey an den Bongos zu hören – in Studioqualität. Man darf gespannt sein.(Quelle: Plattentests)


Tracklist:
01 – Dark Energy
02 – No Love Lost
03 – Dance the Night
04 – In Blood
05 – Birds of Paradise
06 – Hinterland
07 – G O A T
08 – Deeply Ordered Chaos
09 – Avalanche of Light
10 – Lilies
11 – Heathens
12 – Sound and Fury


Clip:
Dark energy

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