Wolfmother - Victorious



Andrew Stockdale ist wohl kein einfacher Charakter. Zwar wird er biertrinkend mit Dave Grohl gesehen oder ausgelassen an der Seite von Slash – doch ekelt er kontinuierlich andere aus seiner Band an. Wolfmother haben sich, wie vor jeder Veröffentlichung bisher, auch für "Victorious" neu formiert. Drum sollte wohl weniger von einer Band, mehr von einem Projekt oder gar einer Idee die Rede sein. Auch wenn diese Idee nicht sonderlich reich an Einfällen ist. Dafür arbeitet Stockdale recht stur seinen guten Geschmack der Rockmusik aus den Siebzigern ab. Er ist The Darkness minus Glam plus Blues und Hammond-Orgel. Das spaßbefreite, weniger flippige Pendant. Ein Wolf ziert das Artwork zu "Victorious", der Isegrim aus Tierfabeln. Dort ist er ein raffgieriges, grimmiges, perfides Wesen; kein einfacher Charakter. Der gelegentlich tölpelt, was Wolfmothers letztes Album "New crown" beschreibt, das etwas zu viel Lustloses und Halbgares sammelte.
Schon der illustre Isegrim passt weit besser in die Diskographie aus Seenymphe und kosmischem Ei. Denn Wolfmother finden sich wieder. Im Opener knödeln die Gitarren, das Schlagzeug stampft. Die nötige Wucht produzierte Brendon O'Brien mit seinem "To-get-in"-Verfahren, für das er auch von Pearl Jam oder Bruce Springsteen geschätzt wird. "Victorious" klingt darum so direkt und unkaschiert. Die Drums schallen schärfer und wuchtiger, gerade im Titeltrack mit wunderbar stumpfem Riff. "Baroness" verlangsamt in einem harrenden Chorus, in dem Stockdale die Freiherrin anhimmelt, die ihm in einem nächtlichem Techtelmechtel doch bitte die Freiheit schenken soll. "Happe face" schmückt eine sprenkelnde E-Orgel und "Best of a bad situation" ist Slade-Kitsch in Falsett. "Victorious" kann als Wolfmothers Liebesalbum verstanden werden. Bevor man sich jedoch näher mit diesem Gedanken befasst, blökt Stockdale seine typischen, affigen Texte: "I see the gypsy caravan arrive / I wonder where it's gonna go" und "See the magic shining in your eyes / And that you're looking for tonight."
"Pretty peggy" albert weiter mit einem Refrain, der von einem "Oh-Oh"-Chor geschleppt wird. Für einen kurzen Moment scheint der Wolf genervt, domestiziert, gerade wenn Stockdale die Melodie pfeift. Es gibt einfach keinen guten Song, in dem gepfiffen wird. Weil sich Musiker damit selbst karikieren. "Gypsy caravan" und "Simple life" vertrösten dann wieder mit dem unbekümmerten, harten Geradeaus-Rock der Verwilderung. Dem Debüt am nächsten steht "Eye of the beholder", wegen der mystischen Unverständlichkeit und dank eines prächtigen Black-Sabbath-Haudraufs in der zweiten Hälfte. Wolfmother mag man nicht wegen ihrer lyrischen Poesie oder ausgefallenen Songstrukturen. Man mag sie wegen dieser einen Retro-Idee im Sound, als ehrenhafte Traditionshalter. Dabei imponiert ihr vertrauter, unglaublich unterhaltsamer Sound. "Victorious" stiehlt dem Vorgänger eindeutig den Kopfschmuck. (Quelle: Plattentests)


Tracklist:
01 – The Love That You Give
02 – Victorious
03 – Baroness
04 – Pretty Peggy
05 – City Lights
06 – The Simple Life
07 – Best Of A Bad Situation
08 – Gypsy Caravan
09 – Happy Face
10 – Eye Of The Beholder
11 – Remove Your Mask
12 – Wedding


Clip:
Victorious

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