The Human League - Credo

Überholen ohne einzuholen: Erstaunlich überzeugendes Comeback mit klassischen Qualitäten und der genau richtigen Straffung für die Jetztzeit. The Human League sind eben nicht die normale Wir-retten-uns-über-die-Zeit-Band des Synthiepop-Genres. Vor zehn Jahren erschien ihr letztes Album „Secrets“, es war gar nicht schlecht, hatte mit „All I Ever Wanted“ sogar einen veritablen Geheimtipp-Hit zu bieten und wurde zumindest in den üblichen Kritikerkreisen sehr wohlwollend aufgenommen. Viel geholfen hat das natürlich nicht und auch „Credo“ wird da wohl nicht all zu viel ändern, auch wenn sie hier noch einmal eine erstaunliche Schippe drauflegen. „Überholen ohne einzuholen“ könnte man The Human League denn auch glatt als Motto anheften. Denn wirklich geändert hat sich ihr Sound nicht, er ist nur wieder mal angesagter als sonst in den letzten zwanzig Jahren. Es sind immer noch die betont nach Oldschool-Synthie klingenden Sequenzen, der stumpf durchgeschlagene Beat ohne rhythmische Überraschungen, da mal ein „spaciger“ Effekt, dort mal eine etwas länger andauernde Keyboard-Fläche. Ansonsten lebt das Trio vor allem vom unverändert belassenen und als Markenzeichen immer noch ausgezeichnet funktionierendem Wechselspiel zwischen Philip Oakeys sonor limitiertem Lead-Gesang und dem Background seiner beiden Mitstreiterinnen. Was an „Credo“ aber dann doch überrascht, ist der erstaunlich präzise Einsatz all dessen. Straffer, tougher, klarer ist das inszeniert, mit durchaus gegenwärtiger Verstärkung in Richtung clubtauglicher Basslastigkeit. Auch die Songs gehen zumeist straight nach vorn, geben sich nie rührselig, sind äußerst clever auf abwechlungsreich konzipiert, ohne den Bogen zu überspannen und den klassischen Human League-Rahmen zu sprengen. Immerhin etliche Hitkandidaten springen dabei heraus, allen voran die Vorabsingle „Night People“, ein geradezu modern pumpender Floorkiller mit wummernder Basssequenz, antreibendem Chorus, perfekt gesetzten Breaks und durchaus offensivem Rave-Appeal. Oder das im Tempo gezügelte, brutal reduzierte, monoton stampfende „Privilege“ mit seinen repetitiv abgehackten Textbausteinen. Oder das geradezu fröhliche Partyauftaktstück „Into The Night“ mit seiner im Hintergrund perlenden Pianolinie und dem fast schon selbstironisch auf die Spitze getriebenen Ausreizen der – eben doch begrenzten – Vocal-Qualitäten. Mit „Credo“ ist The Human League also tatsächlich das kleine Kunststück gelungen, ein in der Jetztzeit funktionierendes, sehr einnehmendes Album zu produzieren, ohne sich zu verbiegen oder anzubiedern. Weil es einfach nur ein sehr gutes The-Human-League-Album ist. Und damit immer noch äußerst unique. (Quelle:motor.de)

Tracklist:
"Never Let Me Go" (Barton/Honer/Gosling/Oakey)

"Night People"
"Sky"
"Into the Night"
"Egomaniac"
"Single Minded"
"Electric Shock" (Barton/Honer/Gosling/Oakey)
"Get Together"
"Privilege"
"Breaking the Chains"
"When the Stars Start to Shine"

Clip:
Night People

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