Nigel Kennedy - Recital


Recital", das neue Album des Violinvirtuosen Nigel Kennedy, ist eine Hommage an den Jazz des frühen 20. Jahrhunderts und an die Musiker, die die Violine zum Jazz brachten: Yehudi Menuhin und Stéphane Grapelli. Kennedy spielt auf dieser CD die Musik, die ihn als junger Musiker am meisten beeinflusst hat. Die, wie er selbst sagt, Teil seiner musikalischen Früherziehung ist.
"Recital" ist aber nicht ausschließlich eine Hommage an die großen Violinvirtuosen. Der Jazz-Pianist Thomas Wright Waller, wegen seines stattlichen Körperbaus bekannt als Fats Waller, hat es Kennedy besonders angetan. Gleich vier Kompositionen von Waller, der eine große Bedeutung für die Entwicklung des Jazz in den 20er- und 30er-Jahren hat, sind auf auf der Platte zu hören.
Auch Ravi Shankar und Dave Brubeck, beide während der Aufnahmen verstorben, waren prägende Musiker für Kennedy. Er würdigt beide in einer neuen Version von "Take Five".
Im langen Intro, mit stark orientalischer Anmutung, ahnt man noch nicht, welches Thema gleich erklingt. Es sei denn, man beherrscht das Morsealphabet, mit dessen Hilfe der Songtitel codiert ist.
Auch zwei Stücke von Johann Sebastian Bach hat Kennedy für sein Orchestra of Life jazzig arrangiert. Bach und Jazz in einem Programm? Für Nigel Kennedy ist das kein Widerspruch: "Bach konnte hervorragend improvisieren. Im 16./17. Jahrhundert hat man in der klassischen Musik improvisiert, heute tun man das nicht mehr. Wenn ich nicht diese Momente genießen kann, wenn ich nicht improvisieren kann, dann ist das traurig."
Trotz aller Improvisationskunst sind Kennedys Arrangements entspannt, ohne sperrige, endlose Solopassagen, die Jazzneulinge abschrecken könnten. Geschickt verwebt er Latin- und Folk-Elemente zu eingängigen Stücken, ohne jedoch seine exzentrische Natur zu verleugnen.
Kennedys Spiel klingt stets trocken und direkt, ohne tontechnische Kosmetik. Gelegentlich intoniert er etwas "flat" - wie Jazzer sagen -, das heißt einen Hauch unter der erwarteten Tonhöhe, also sehr frei und mit viel "Feel".
Aufgenommen wurde im hervorragenden Londoner Abbey Road Studio - und das hört man. Die Band um Kennedy ist räumlich wunderbar aufgeteilt, man bekommt das Gefühl, mit auf der Bühne zu stehen. Es ist eine technisch sehr gute Produktion, mit tollem, natürlichem Klang.
"Recital" ist ein Album für alle, die einen leichten Einstieg in die Welt des Jazz suchen und die es vertragen, wenn Bachs Partituren mal nicht so genau genommen werden.(Quelle: NDR)


Tracklist:
 01. Sweet & Slow (Fats Waller) (08:03)
02. Take Five (Dave Brubeck) (07:09)
03. I'm Crazy 'bout My Baby (Fats Waller) (06:56)
04. Por Do Sol (Ze Gomez) (03:44)
05. Viper's Drag (Fats Waller) (06:19)
06. New Dawn (Nigel Kennedy) (02:31)
07. Out in the Ocean (arr. Nigel Kennedy) (02:00)
08. How Can You Face Me Now (Fats Waller) (05:41)
09. Allegro (Johann Sebastian Bach) (06:08)
10. Vivace (Johann Sebastian Bach) (05:53)
11. Helena's Honeysuckle (Yaron Stavi) (01:07)
12. Dusk (02:51)

Clip:
NIGEL KENNEDY In Recital BACH & Fats WALLER - Bielskie Cnetrum Kultury

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Jay-Z & Beyoncé - Everything Is Love

Ryan Martin - Gimme Some Light