Black Foxxes - I'm not well




In welchen Momenten rufen Musiker ihr größtes Potenzial ab? Beim Familien-Duell wäre wohl die Top-Antwort eindeutig: Unter Einfluss von gewissen Substanzen. Um auch den zweiten Platz der digitalen Leinwand aufzudecken und so potenziell die dreifache Punktzahl einzusacken, müsste Familie Schnirkowski aus Oer-Erkenschwick mit ziemlicher Gewissheit den Umstand "Krankheit / Unfall" nennen. Egal ob physischer oder psychischer Art – Kunstschaffende zeigen ihren unfreiwillig hervorgerufenen Dämonen gerne den schöpferischen Stinkefinger, woraus nicht selten Werke entstehen, die Bestand haben, Einfluss nehmen oder gar Klassikerstatus erreichen.
Der Black-Foxxes-Sänger Mark Holley verkörpert das perfekte Beispiel für das weit verbreitete Bild eines Künstlers, der trotz – oder gerade aufgrund – des Leidens Großes erschafft. Holley kämpft immer wieder mit massiven Angstzuständen. Wie bei vielen dient ihm die Musik als eine Art Rettungsanker, der mit aller Macht versucht, ihn in dieser Welt zu halten. So ist der Titel des neuen Black-Foxxes-Werk, "I'm not well", auch alles andere als schwierig zu deuten, sondern legt von Anfang an die Karten auf den Tisch. Ganz im Gegensatz zum gleichnamigen Opener, denn der beginnt zumindest musikalisch bedächtig, steigert sich dafür relativ schnell und konsequent, bis Halley nichts anderes mehr schafft, als in die Welt zu schreien: "No, I'm not well / Now teach me to breathe!"
Relativ schnell kristallisiert sich heraus, wer für Black Foxxes und ihr bisheriges Schaffen Pate stand, denn "I'm not well" verteilt von vorne bis hinten den Atem der frühen Brand New. Das liegt natürlich insbesondere an Holley, der teilweise Jesse Lacey zum Verwechseln ähnlich klingt. Nicht nur die Stimmfarbe – auch die zum Teil verzerrte Aufnahmetechnik haben beide gemeinsam, wobei Holley weitaus öfter leiert. Zusätzlich besteht auch in einigen Momenten Verwechslungsgefahr mit dem weiblichen Geschlecht, was jedoch beides keinesfalls als Kritik gemeint ist. Die Gesamtstimmung haben Black Foxxes ebenfalls mit ihren Quasi-Vorbildern gemeinsam: Die Dynamiken wechseln überraschend, wodurch ein Gefühl der Unberechenbarkeit entsteht und wie in "River" zu einem Ausbruch führen kann, der durch Mark und Bein geht.
"Husk" wiederum verzichtet zwar auf dieses charakteristische Klangbild und sticht dadurch aus dem Albumkontext komplett heraus, bildet aber das absolute Highlight der Platte. Dieser so unfassbar eingängige Groove, der einem auch nach dem 101. Hördurchgang vor Ehrerbietung zum Niederknien zwingt, gepaart mit einer dezenten emotionalen Note, machen den Song zu einem der absoluten Rockhymnen 2016. Doch nicht nur "Husk" allein sorgt dafür, dass "I'm not well" im kollektiven Gedächtnis hängen bleiben wird – auch wenn der Brand-New-Einfluss allzu offensichtlich daherkommt. Es existieren weitaus schlimmere Vorbilder, und Black Foxxes kreieren in Kombination mit dem Schicksal von Mark Holley durchaus eine Weiterentwicklung des bekannten Klangbildes, das eindeutig nach mehr schreit.(Quelle: Plattentests)


Tracklist:
  1. I'm not well
  2. Husk
  3. Whatever let's you cope
  4. How we rust
  5. River
  6. Maple summer
  7. Bronte
  8. Waking up
  9. Home
  10. Slow jams forever
  11. Pines


Clip:
Husk

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