Thee Oh Sees - A weird exits




Eines ist mal klar: Thee Oh Sees waren nie eine herkömmliche Garage-Rock-Band, auch wenn sie oft darauf begrenzt werden. Blues, Prog, Punk, Lo-Fi, Psychedelic-Pop, sogar Metal haben sie mal ausprobiert – mit ihrem gekonnten Hakenschlagen durch verschiedene Genres verzücken John Dwyer und seine oft wechselnden Kollegen Kritik wie Publikum zugleich. Dass sie trotz ihrer geradezu ekstatischen Experimentierfreude nie an Dynamik einbüßen, hat schon etwas Hochachtung verdient. Bei Thee Oh Sees bleiben erfahrungsgemäß vor Freude kein Auge und erst recht keine Achselhöhle trocken.
Und auch dank "A weird exits" fließt der Schweiß in Strömen, bis das letzte Shirt am Körper seines Trägers klebt. Das zehnte Album, das Dwyer unter dem Namen Thee Oh Sees veröffentlicht, ist zudem unter fast schon bodenständigen Bedingungen entstanden. Mit einem – zumindest derzeit – festen Line-Up, zu dem neben dem Mastermind noch drei weitere Kollegen gehören, trumpfen die Kalifornier umso mehr auf. Und mit gleich zwei Drummern im Schlepptau wird der Herzrhythmus hier mehr denn je durcheinandergebracht.
"A weird exits" ist außerdem in sich stimmiger als die beiden Vorgänger "Mutilator defeated at last" von 2015 und das ein Jahr zuvor veröffentlichte "Drop". Der Opener "Dead man's gun" bietet elektrifiziert-psychedelischen Sechzigerjahre-Rock mit einem verhuscht klingenden Dywer am Mikro und messerscharfen Stromgitarren als wunderbar funktionierendes Kontrastprogram, "Gelatinous cube" hingegen druckvolleren, aber nie übermütig werdenden Westküsten-Punk. Und auch "Ticklish warrior" wütet zwar ordentlich um sich und verharrt nie zu lange in einer Position, verliert sich aber nie im plumpen Noise.
Am besten aber wird "A weird exits" kurz vor seinem eigenen Exit. Das Instrumentalstück "Unwrap the fiend pt. 2" krautrockt sich lässig durch Zeit und Raum, während das verstrahlte "Crawl out from the fall out" nicht nur mit knapp acht üppigen Minuten Spielzeit für große Augen sorgt, sondern auch dank seines Streichereinsatzes. Das größte Highlight kommt im letzten Aufbäumen: "The axis" mitsamt verzerrter Gitarre, psychedelischer Orgel und trotzig-trauriger Lyrics wie "Don't you know how much I don't love you / Don't you know how much I don't care / And can't you see how much I don't need you / Just like you were never really there" ist eines der größten Meisterwerke in der Bandgeschichte. Und bei einem derartigen Output will das nun wirklich etwas heißen. (Quelle: Plattentests)


Tracklist:
  1. Dead man's gun
  2. Ticklish warrior
  3. Jammed entrance
  4. Plastic plant
  5. Gelatinous cube
  6. Unwrap the fiend pt. 2
  7. Crawl out from the fall out
  8. The axis


Clip:
The Axis

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