Death Cab for Cutie - Codes and keys

"Our battered suitcases were piled up on the sidewalks again; we had longer ways to go. But no matter, the road is life", heißt es einmal im Roman "On The Road" von Beatnik-Legende Jack Kerouac. Der 1957 veröffentlichte Literaturklassiker ist in Musikerkreisen nicht selten erste Referenz, wenn es um die Beschreibung ihres, mitunter der realen Welt abgeneigten, Lebensstils geht. Einer dieser Bewunderer ist Benjamin Gibbard, Sänger der bemerkenswerten Formation Death Cab For Cutie. Angesichts der häufigen Kreativitätszwänge und dem ununterbrochenem Touren ist die Entwurzelung vom eigenen Zuhause beinahe die logische Schlussfolgerung. Das Leitthema Heimat, welches zuletzt wohl am prägnantesten von Arcade Fire exerziert wurde, avanciert beim siebtem Studioalbum "Keys And Codes", wenn auch nicht mit unnachgiebiger Stringenz, zum roten Faden. So sinniert der 34-jährige Songschreiber bereits in der Albumeröffnung "Home Is A Fire": "Houses will shake / Fences will drift / We will awake / Only to find, nothing’s the same". Doch nicht nur der Inhalt, auch die Verpackung kann sich sehen lassen: die gedämpften und verhallenden Stimm-Linien Gibbards, das zischende Schlagzeug in seiner monoton rieselnden Art, die bescheidenen Melodien – die ersten vier Minuten breiten trotz reflektiertem Habitus einen nie dagewesenen Frohsinn aus. Und nicht minder euphorisch fahren die Herren fort: Beim Titeltrack fügen sich die Violinen des Magik*Magik Orchesters aus San Francisco in einen hymnischen Song mit stolzierenden Drum-Schlägen und trippelnden Rhythmen derart gekonnt ein, dass es einem die Sprache verschlägt. Was ist nur passiert mit den Pessimisten? Eine Heirat, zwei Kinder, eine Trennung und das Suchen und Finden einer neuen Bleibe – vielerlei familiäre Umstände flossen in der von Lebensfreude und Euphorie getragenen Produktion ein.
Der Song "You Are A Tourist" verhält sich zu ihrem Vorgängeralbum "Narrow Stairs", wie ein bunter Clown zu einer Beerdigung: das passt hinten und vorne nicht. Der grundfreundliche Track, auf dem speziell die straighten Riffs von Gitarrist und Produzent Chris Walla mitzureißen wissen, wäre vor drei Jahren noch allein auf weiter Flur gewesen. Mit ungeheurem Wachstumspotential ausgestattet und Zeilen wie "And if you feel just like a tourist in the city you were born / then it’s time to go / and define your destination: there’s so many different places to call home" versteht der Track hoffnungsvolle Botschaften zu transportieren. Von einer Underground-Emo-Band zur Mut schenkenden Kapelle, eine 180°-Graddrehung sondergleichen.

Als Death Cab For Cutie für ihr fünftes Album "Plans" vom Langzeit-Label Barsuk zu Atlantic Records wechselten, wuchs der Argwohn ihrer zahlreichen Fans. Die Band, die ihren Mainstream-Status vor allem den Soundtrack-Beteilungen bei "O.C. California" oder "The Twilight Saga" verdankt, kann dennoch seit Anbeginn ihrer Karriere Eigenständigkeit als eine ihrer Haupttugenden bezeichnen. Denn die elf neuen Songs recyceln nicht etwa Bisheriges, sie sind die Fusion all ihrer Talente. Mit elektronischen Versatzstücken, welche an die analogen 70er-Synthi-Sounds eines Brian Eno erinnern, oder – wie häufiger im Katalog der Band zu hören – krautrockige Passagen, wissen Death Cab For Cutie einen hoffnungsvollen Sound zu erzeugen. Sicherlich befinden sich auch Soundtrack-Songs auf "Codes And Keys". Doch auch wenn diese möglicherweise einen eher mittelmäßigen Streifen untermalen werden, die Musik wird noch immer im Ohr kreisen, wenn sich die Augen bereits von der Leinwand abgewandt haben. Obschon das Quartett seinen neuen Langspieler als Montage-Projekt bezeichnet – die Platte wurde über sieben Monate in mehreren Studios, unter der Mithilfe von Nine Inch Nails-Produzent Alan Moulder, produziert – ist das Album angenehm homogen. Selbst das grandiose "Unobstracted Views" mit seinen seichten Piano-Klängen kann diesen Endorphin-Vulkan nicht stoppen. Allein schon der Mut, derart konsequent mit der eigenen sowohl persönlichen als auch musikalischen Vergangenheit zu brechen, zeugt von einer Vision. Es mag zwar lauten: Wie man es macht, macht man es falsch. Doch für Death Cab For Cutie scheint diese Alttagsweisheit nicht zu gelten. (Quelle:motor.de)

Tracklist:
01 - Home Is A Fire


02 - Codes And Keys

03 - Some Boys

04 - Doors Unlocked And Open

05 - You Are A Tourist

06 - Unobstructed Views

07 - Monday Morning

08 - Portable Television

09 - Underneath The Sycamore

10 - St Peter’s Cathedral

11 - Stay Young, Go Dancing

Clip:
You´re A Tourist

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