Warhaus - We fucked a flame into being



Der Albumtitel nimmt es bereits vorweg: "We fucked a flame into being" ist verrucht und sexy. Also nach Art einer Affäre, einer schnellen Begeisterung, dem Knistern, wenn zwei Körper aneinander reiben und das völlig ohne Konsequenzen bleibt. Dabei spielt der Albumtitel auf "Lady Chatterleys Liebhaber" an, den Roman von D. H. Lawrence, wenn mal eben die Passion gebeichtet wird: Ja, da ist etwas zwischen ihr und ihm und ja, das ist ein wenig obszöner als erwartet. Maarten Devoldere, der sich hinter Warhaus verbirgt und sonst mit Balthazar den belgischen Indierock internationalisiert, präsentiert sich stilbewusst. Wegen dieses Zitats, wegen dieser zehn Songs.
Kontrabass, feine Streicher und jazziges Klavier geleiten durch diese, Devoldere singt oder vielmehr spricht wie ein junger Leonard Cohen, ohne die Silben mit besonders vielen Tönen zu verbinden. Das muss durchweg cool klingen, ein wenig unbeeindruckt wie beim Flirten. Im Opener erklärt er daher seiner Lady, dass sie eigentlich Jesus wolle, er dieser aber nicht sei und deshalb erweckt sie eher den Eindruck, eine Hure zu sein – und ist für ihn sehr wahrscheinlich auch eine. Oder eine "Champagne drinking cunt" in "Against the rich", in dem sie erst galant umgarnt wird, dann ausgenutzt und weggeworfen, während die Bläser sich stoßartig die Tonleiter nach oben arbeiten. Kein Wunder, dass auch dieses Album mit einem hässlichen Warnhinweis-Sticker versehen ist, es gehe hier "explicit" und "violent" zu – zumindest sprachlich.
Musikalisch ist Warhaus im Früher hängengeblieben, sodass es sich auch um ausgegrabene Songs von Nick Cave, Leonard Cohen oder Serge Gainsbourg handeln könnte – was sich aber überhaupt nicht so langweilig anhört, wie es sich vielleicht liest. Auch weil immer wieder Sylvie Kreusch ins Mikrofon schmachtet, die in der Tat singen kann – was verdeutlicht, wie überflüssig die beiden Instrumentals "Beaches" und "Wanda" sind, weil sie weder in den Albumflow einer Amour fou passen noch spannend oder mehr als ordentlich gemacht sind. Alte Kamellen sind gerade "The good lie" oder "Machinery", dass sie Rosen nicht mehr rot, dafür schwarz sinnieren, ist auch nicht gerade neu, aber eben stilsicher, schon wenn Devoldere mit seinem von Kippen und Alk verdunkelten Timbre tief brummt. Immerhin eine Hymne findet sich noch mit "Bruxelles", der Liebeserklärung an die Stadt mit dem ganz großen Popmoment aus opulenten Streichern. Mit "We fucked a flame into being" bricht nicht Devolderes Balthazar-Karriere, dafür ist dieses Album zu sehr leichtfertige Fingerspielerei in einem musikalischen Umfeld, das man als Band nur schwer betreten kann. Seinen Reiz hat es trotzdem.(Quelle: Plattentests)


Tracklist:
  1. I'm not him
  2. The good lie
  3. Against the rich
  4. Leave with me
  5. Beaches
  6. Machinery
  7. Memory
  8. Wanda
  9. Bruxelles
  10. Time and again


Clip:
The good lie

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

David Haerle - Garden of Edendale

Jay-Z & Beyoncé - Everything Is Love