Angus & Julia Stone - Snow




Die Geschwister mit den kratzigen Stimmen aus Down Under sind zurück: die Stones auf dem Weg ins Radio, mit Gitarren, Rock’n’Roll und Bontempi-Orgeln. Es ist ein weiter Weg von Rick Rubins kalifornischen Shangri La Studios ins Hinterland von Byron Bay, Australien. Soundmäßig aber gar nicht, wie die neue LP von Angus & Julia Stone beweist. Hatte das letzte, selbstbetitelte und von Rubin produzierte Werk noch einen großen Schritt vom filigranen, akustisch-melancholischen Folk hin zu einem differenzierteren, wagemutigeren, rockigeren Sound bedeutet, ist »Snow« nun dessen konsequente Fortführung. Dabei haben die Stones diesmal alles selbst gemacht, in Angus’ eigenem Hüttenstudio, auch die Songs haben sie zusammen geschrieben. Julia behauptet, sie habe die ungestörte Zweisamkeit über Wochen hinweg sehr genossen – das muss wahre Geschwisterliebe sein.

Auf jeden Fall hört man als Ergebnis ein in sich konsistentes Album, das mit Bontempi-Orgel-Beats, elektronischen Elementen, angezerrten Gitarren, bluesigen Sprengseln und Rock’n’Roll-Phrasierungen das Träumerische der frühen Alben weitgehend hinter sich lässt. Ausnahmen wie das schwelgerisch-schöne »Nothing Else« bestätigen die Regel. Reizvoll und außergewöhnlich ist es mehr denn je, wenn die beiden nicht bloß zusammen oder zweistimmig singen, sondern abwechselnde Frage-Antwort-Teile einbauen, die den Songs eine zusätzliche Ebene verleihen. Das kommt vor allem deshalb besonders gut, weil es textlich selbstredend wieder vorwiegend um Beziehungen geht (mittlerweile nicht mehr immer rasend einfallsreich).

Insgesamt lässt sich aber der Eindruck nicht abwehren, dass das, was an arrangement- und produktionstechnischem Ideenreichtum aufscheint, nicht immer auch bei den Kompositionen der Fall ist. Das Ganze klingt zwar recht abwechslungsreich, ist aber vom Songmaterial her eher dem schwächeren Output der Australier zuzuordnen und scheint am ehesten in Richtung Mainstream-Radio zu schielen. Zum schönen Soundtrack für ein paar warme Herbsttage sollte »Snow« aber trotz des Titels taugen.


Tracklist:
01. Snow
02. Oakwood
03. Chateau
04. Cellar Door
05. Sleep Alone
06. Make It out Alive
07. Who Do You Think You Are
08. Nothing Else
09. My House Your House
10. Bloodhound
11. Baudelaire
12. Sylvester Stallone


Clip:
Chateau

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