Starsailor - All this life




Es ist ein klischeebehaftetes Bild. Eines, für das sich eine halbe Generation in eventuelle Gefahrensituationen bringt, um es schließlich im Internet seinen Liebsten mit einem "#bestfriends4eva" zu widmen. Die Rede ist von der besonderen Momentaufnahme von Schienen, deren zwei parallel in den Horizont verlaufende Linien nicht nur das Klischee-Abbild eines jugendlichen Schwures bilden, sondern überdies auch das Cover des fabelhaften Debüts der Band Starsailor zieren. Für die Truppe aus dem britischen Wigan bleibt jenes berührende Meisterwerk "Love is here" das, woran sie gemessen werden. Dabei haben Starsailor in den vergangenen 15 Jahren das Band-Videospiel komplett durchgespielt und die Etappen "gutes Album", "fragwürdige Experimente" wie auch "langjährige Bandpause" allesamt mitgenommen und überstanden. Nun gibt es einen neuen Status quo: Nach über sieben Jahren veröffentlicht das Quartett den Nachfolger zum vierten Album "All the plans". Das ähnlich betitelte "All this life" wird dabei wieder von einem Bild der Unendlichkeit begleitet: dem weiten Sternenhimmel.
Zunächst vernichten Starsailor aber jeglichen Hoffnungsschimmer auf eine Platte in ähnlicher Stimmung wie "Love is here". Das vorab bekannte Eröffnungs-Duo aus "Listen to your heart" und "All this life" steht für den Up-Beat-Indie-Pop, den die Briten in weiten Teilen ihrer späteren Karriere verfolgen. Insbesondere der Album-Opener überzeugt indes trotzdem. Auch im Jahr 2017 gelingt es Sänger James Walsh noch mit seinem außergewöhnlichen Stimmorgan einen ansonsten wenig aufregenden Song in die Höhe zu katapultieren. In jenem Fall geschieht dies in der Bridge, in der er mit aller Verzweiflung den Liedtitel herausbrüllt. Nicht neu, aber immer noch besonders. Anders ist das schon im folgenden "Take a little time", welches behutsam voranschaukelt und vor allem in der Bridge seine Soul-Attitüde nicht versteckt. Im eingängigen "Caught in the middle" drängt ein Funk-Bass und ein E-Piano die Gitarre in den Hintergrund, sodass der vielfach geschichtete und etwas gewöhnungsbedürftige Gesang Walshs in den Vordergrund gerät.
Eine Platte der Freude und Lockerheit ist "All this life" trotz diesem Auftakt nicht geworden. In der zweiten Hälfte setzt das Quartett immer mehr auf die altbekannte, tiefgehende Melancholie. "Sunday best" legt zunächst als Klavier-Gitarren-Ballade das etwas klischeehafte Eintauchen in die neue Welt hin, ehe breite Streicher den Klangteppich ungemein vergrößern und die Rhythmus-Sektion einen schleppenden Trip-Hop-Beat spielt. Den ersten Moment des Endlosen bieten Starsailor schließlich im starken "Blood", in dem der Einsatz des Schlagzeugs nur vom emotionalen und spielerischen Gitarren-Instrumental im Schlussteil getoppt wird. Ähnlich aufgebaut ist das zweite Highlight "Fallout", welches sich knapp sechs Minuten auf Höchstniveau hält. Während der Track von pluckernden Gitarren und massiver Percussion getrieben wird, bauen sich die James-Bond-Streicher von Refrain zu Refrain zu einem größeren Monster auf, welches sich schließlich eine epische Schlacht mit Gitarren liefert. Da ist es wieder, dieses Gefühl. Wenn auch in anderer Form, fühlt man sich an die Schienen des Debüts erinnert. Da darf ein anderer Track wie "Fia (Fuck it all)" auch mal ein wenig plätschern. Das Hashtag "#starsailor4eva" ist aufgrund dieser Momente hier dennoch angebracht.(Quelle: Plattentests)


Tracklist:
01. Listen To Your Heart
02. All This Life
03. Take A Little Time
04. Caught In The Middle
05. Sunday Best
06. Blood
07. Best Of Me
08. Break The Cycle
09. Fallout
10. FIA (F**k It All)
11. No One Else


Clip:
Listen to your heart

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