Portugal the man - In the mountain in the cloud


Portugal. The Man besinnen sich auf "In The Mountain In The Cloud" ihrer musikalischen Ursprünge und finden dabei das Puzzleteil, was ihre Musik auf eine neue Ebene hebt. Portugal. The Man sind eine jener Bands, derer man nie überdrüssig wird, sie jedoch alle Nase lang aus dem Blickfeld verliert. Jedenfalls so lang, bis sie scheinbar aus dem Nichts ein neues Album aus dem Ärmel zaubern. Und diesen Trick beherrschen die vier Exil-Alaskaner um Sänger John Gourley in Perfektion. Umso erstaunlicher, da sie bereits seit Jahren ununterbrochen die Weltgeschichte bereisen und ihre Platten sozusagen in der Mittagspause produzieren müssten. Das ausgiebige Tourleben scheint dem kreativen Fluss des Quartetts allerdings keinen Abbruch zu tun, ganz im Gegenteil, es scheint ihn eher zu beflügeln. Seit Jahren liefern sie auf einer konstant hohen Qualitätsebene ein Album nach dem anderen ab. Paradoxer Weise haben sie ihren Status als Geheimtipp aber noch immer nicht gegen einen fest verankerten Posten in Kritikerlisten getauscht. Das könnte sich mit "In The Mountain In The Cloud" allerdings ändern. Inzwischen ist man bei Atlantic Records gelandet und deren Promotionsmaschinerie läuft auf Hochtouren. Ganz im Sinne musikökonomischen Wandels verlagert man sich weg vom traditionellen Tonträgergeschäft, hin zu neuen Marktsegmenten. Dies entbehrt beim treuen Fan allerdings nicht dem säuerlichen Nachgeschmack des Ausverkaufs. Bisweilen drängt sich die Frage nach der Notwendigkeit dieses ganzen Marketingbrimboriums auf. Braucht die Welt ernsthaft Portugal. The Man iPhone-Hüllen oder Notizblöcke? Oder kompensiert hier schiere Marktmacht den musikalischen Anspruch? Keineswegs. Mit dem neuen Langspieler legt der Vierer sein bisher ausgereiftestes und gleichzeitig zugänglichstes Album vor. Portugal. The Man – "Got It All (This Can't Be Living Now)" Auf "In The Mountain In The Cloud" besinnt man sich der eigenen Wurzeln und kehrt stilistisch zu "Censored Colours" und "The Satanic Satanist" zurück. Und doch hat sich in den Händen von Produzenten-Urgestein Andy Wallace, der in der Vergangenheit bereits für Nirvana und Patti Smith tätig war, einiges am Klanggewand des Quartetts getan. Portugal. The Man sind radiotauglicher geworden. Das steht ihnen jedoch außerordentlich gut zu Gesicht. Bestes Beispiel dafür ist die erste Singleauskopplung "Got It All". Anfangs blitzt kurz der altbekannte Drumcomputer durch und schon in der instrumentalen Ausführung wird deutlich, dass hymnenhaft orchestrierte Refrains der Band wie auf den Leib geschneidert scheinen. Dazu haben sie mit "got it all, till the revolution comes" die adäquaten Textzeilen in der Hinterhand. Gourley's Falsett bildet dabei das perfekt ausbalancierte Gegengewicht zum Instrumentarium und lässt es nie in Stadionpomp ausarten. Ein bewährtes Grundrezept, das sich in abgewandelter Form und Ausprägung in jedem Song wiederfinden lässt. Ein weiteres Glanzlicht des Albums folgt mit "All Your Light", das mit seinem flehenden Gesangspart und gospelartigem Refrain derart viel Ungeduld und Spannung aufbaut, dass diese sich gegen Ende in einem kathartischen Instrumentalausbruch entladen muss. Auch hier zeigt sich ein weiteres mal, wie symbiotisch Musik und Text interagieren, wenn Gourley mit verzerrter Stimme vor der Kulisse von Synthesizerschwaden und treibendem Rhythmus "all your light, all your light can't save me. I won't wait for my time to come." singt. Den Abschluss bildet das elegische "Sleep Forever", was, minimalistisch von Gitarre und Gesang eingeleitet, Stück für Stück an Größe und Fahrt gewinnt und das gesamte Album in einer gebührenden Streicherkaskade kulminieren lässt. Portugal. The Man – "Sleep Forever" "In The Mountain In The Cloud" mutet in seiner Gänze wie ein perspektivisch entrücktes Stück Musik an, in dessen Korpus jeder Titel eine bestimmte Funktion erfüllt. Wie durch ein Fernglas betrachten Portugal.The Man eine Art filmische Szenerie und schreiben so ganz unprätentiöse, emotionsgeladene Popsongs, die trotz ihrer üppigen Orchestrierung fragil und zu keinem Zeitpunkt überladen wirken. Die beeindruckende Vielschichtigkeit des neuen Albums eröffnet sich dabei jedoch erst nach mehreren Durchläufen. Ausverkauf hin oder her, bleibt zu hoffen, dass uns John Gourley, Zachary Carothers und Co. noch für eine Weile erhalten bleiben und sich immer wieder selbst ins kollektive Musikbewusstsein zurückkatapultieren. (Quelle: motor.de)

Tracklist:
01 – So American
02 – Floating (Time Isn’t Working My Side)
03 – Got it All (This Can’t Be Living Now)
04 – Senseless
05 – Head Is a Flame (Cool With It)
06 – You Carried Us (Share With Me the Sun)
07 – Everything You See (Kids Count Hallelujahs)
08 – All Your Light (Times Like These)
09 – Once Was One
10 – Share With Me The Sun
11 – Sleep Forever
Clip:
All Your Light [Times Like These]

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