Stephen Malkmus - Mirror Traffic


Stephen Malkmus wird erwachsen. Die jugendliche Sturm und Drang-Phase ist ad acta gelegt, letzte Pavement-Züge verblassen zusehends und weichen findigen Pop-Arrangements. Wir schreiben das Jahr 1991, Nirvana veröffentlichen "Nevermind" und Kurt Cobains Gesicht ziert sämtliche Magazin-Cover dies- und jenseits des Atlantik. Grunge ist das beflügelte Wort der Dekade und Bands wie Sonic Youth oder The Pixies rücken mit ihm in den Fokus einer breiteren Öffentlichkeit. Im gleichen Augenblick spielt eine noch gänzlich unbekannte Band klammheimlich ihren ersten Gig vor den Fenstern des Philadelphia Record Exchange. Am Mikrofon steht ein Milchbubi ohne jegliche Gesichtsbehaarung, der Pony verdeckt ihm eine Gesichtshälfte und er singt etwas verquer, was ihn auf eine eigentümliche Weise sympathisch macht. Er hört auf den Namen Stephen Malkmus und die zusammengewürfelte Truppe hinter ihm sind Pavement. Drei Jahre später bringt ein junger Beck Hansen "Mellow Gold" heraus, welches unter Missachtung jeglicher Genrekonventionen alles mischt, was nur irgendwie miteinander vermischt werden kann. Weder Samples, Hip Hop, Blues noch Rock und Hippie-Balladen sind vor ihm sicher. Seither sind 20 Jahre ins Land gegangen, Kurt Cobain ist tot, Beck noch immer ein musikalisches Chamäleon, Pavement aufgelöst und wiedervereinigt. Stephen Malkmus hat den Pony gestutzt, die zerfledderten Klamotten gegen ein adrettes Äußeres getauscht und ist seit einigen Jahren mit adäquater Backing-Band – den Jicks – unterwegs. Auf seinem mittlerweile fünften Solo-Output "Mirror Traffic" treffen die beiden kulturell konträr sozialisierten Egozentriker nun aufeinander, Beck hinter dem Mischpult und Malkmus und Co. im Aufnahmeraum. Stephen Malkmus & The Jicks – "Tune Grief" Wer dem Pavement-Kopf noch immer keine eigene musikalische Identität zugesteht, der wird auch dem neuen Album nicht viel abgewinnen können, erinnert doch kaum noch etwas an die Alternative-Rock-Heroen der 90er. Krach und Wut sind gut verstaut und außer Sichtweite geräumt. "Mirror Traffic" ist eine astreine, zwanglose Pop-Platte geworden, was nicht zuletzt der Produktion zu verdanken ist. Der poppige Anstrich von Beck springt einem geradezu ins Gesicht. Allerdings macht die Kombination mit Malkmus' Hang zu charmanter Unvollkommenheit einen Großteil des Reizes der Platte aus. Im Vergleich zu früheren Alben ist "Mirror Traffic" zudem deutlich facettenreicher geworden. Stephen Malkmus and The Jicks – "Spazz" Da ist das bluesig angehauchte "Brain Gallop", was seinem Titel mit korrespondierender Basslinie alle Ehre macht sowie das etwas sperrig-schiefe Gitarrenriff auf "All Over Gently". Mitunter blitzt auch die altgewohnte Punk-Attitüde durch, so zum Beispiel in "Tune Grief": Malkmus nölt sich, irgendwo zwischen angepisst und scheißegal, durch die vom hingeschluderten Gitarrengeschrammel begleiteten zwei Minuten. Auch das Songwriting ist vielschichtiger geworden. So überrascht "Spazz" mit dem scheinbar mühelosen Wechsel vom knarzig-riffbetonten Gitarrenrocker hin zum beinahe jazzig-zurückgelehnten Instrumental. Dass man Malkmus ein Talent für einerseits subtil ironische, vertrackte und gleichzeitig ausgesprochen unverhohlene Texte attestieren muss, ist keine Neuigkeit. Als markantes Beispiel auf "Mirror Traffic" steht hier die erste Single-Auskopplung "Senator" Pate, die mit markanter Refrain-Zeile "What the senator wants is a blowjob", hinter vorgehaltener Hand schmunzeln lässt und gleichzeitig mit kryptischen Wendungen wie "baby steps of everest / so much trash to burn / we will stick it where the sun don't shine" irritiert. Auf "Mirror Traffic" tauscht Stephen Malkmus die Vorschlaghammer-Mentalität eines "Pig Lib" oder auch "Real Emotional Trash" gegen subtilere Schlitzohrigkeit ein, was ihm jedoch mindestens ebenso formidabel zu Gesicht steht und der Platte einen intellektuell angehauchten Beatnick-Appeal verleiht. Zusammen mit der Beck'schen Produktion entsteht so eine einnehmend spleenige Pop-Platte, die einen ganz eigenen Charme versprüht.(Quelle: motor.de)

Tracklist:
1. Tigers
2. No One (Is As I Are Be)
3. Senator
4. Brain Gallop
5. Jumblegloss
6. Asking Price
7. Stick Figures In Love
8. Spazz
9. Long Hard Book
10. Share The Red
11. Tune Grief
12. Forever 28
13. All Over Gently
14. Fall Away

Clip:
Senator

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