Norah Jones - Day Breaks


Wir erinnern uns: Als Norah Jones 2002 ihr Debüt "Come Away With Me" auf den Markt brachte, wurde sie dafür nicht nur mit Grammy Awards und Popularität überhäuft, sondern etablierte auch das Genre des Starbucks-Jazz: Akustische, smoothe Musik für die perfekte Hintergrundbeschallung in jedem Coffee-Shop, zigtausende Nachahmer inklusive. Samtig-kulinarische Musik, toll gemacht und mit ungefähr soviel Ecken und Kanten wie eine lauwarme Tasse Pfefferminztee.
Wunderschön reduzierter, sparsam instrumentierter, aber eben auch sehr leicht verdaulicher Pop-Jazz (oder Jazz light, wie Opponenten und Spötter gerne zu sagen pflegten). Beim Folge-Album "Feels Like Home" wurde es dann sogar noch heimeliger, hinzu kam ein wenig Folk-, Country- und Acoustic Sound, immer noch tolle Songs und - siehe das Video zu "Sunrise" - noch eine ganze Wagenladung Niedlichkeit mehr. Spätestens da war Norah längst ein etablierter Act, tourte, was das Zeug hielt und hatte eine tolle Band am Start (u.a. mit ihrem Ex-Freund Lee Alexander am Kontrabass und dem großartigen Gitarristen Adam Levy).
Als Norah nicht mehr das Jazz-Light-Wunderkind war, bekam sie auch schnell Lust auf andere Sachen: E-Gitarren und Willie Nelson, neue Bands, weg vom putzigen Image und ein paar Experimente. Das war nachvollziehbar und verkaufte sich auch nicht schlecht, kam aber weder ans tolle Debüt noch an das auch sehr schöne Zweitwerk heran.
Mit "Day Breaks", ihrem sechsten Longplayer, geht es zurück zu den Wurzeln - und auch wieder zurück ans Klavier als Hauptinstrument. Und weil wir es hier mit dem Label Blue Note zu tun haben und Norah auch längst ein household name ist, liest sich das Line-Up der Musiker natürlich auch nicht ganz miserabel: Wayne Shorter am Saxophon, Brian Blade am Schlagzeug, John Patitucci am Kontrabass und Dr. Lonnie Smith an der Orgel. Damit kann man durchaus arbeiten - neun eigene Stücke und drei Covers sind es geworden, letztere von Horace Silver, Duke Ellington und Neil Young.
Die Stimmung ist blue, melancholisch und verraucht beim Opener "Burn" erklingt rudimentäres Schlagzeug, die Patituccis Kontrabass viel Raum gibt. Darüber erklingen zarte aber effektive Piano-Fills, gepaart mit Shorters unglaublichem Sax-Spiel. Der Song schleicht sich ein, nimmt sich Zeit, gibt eine Atmosphäre vor.
Der zweite Song "Tragedy" klingt dann beinahe wie Vintage-Norah - nur textlich wäre so etwas mit Sicherheit nicht auf dem ersten Album gelandet. "Tragedy" handelt vom Abstieg in den Alkoholismus eines jungen Mannes: "So he gave them up just to fill his cup/ Every sip would make him feel alive/ No bones in his body were dry", singt sie.
Die Melodien sind immer noch anschmiegsam, oft angenehm anachronistisch ("And Then There Was You"), das Timbre ein wenig rauchiger, gereifter als zuvor. Wunderbar ausgewählt sind die Covers: Youngs "Don't Be Denied" zeigt einmal mehr, dass Jones Country aus dem FF kann, Horace Silvers "Peace" ist ein grandios arrangierter und gespielter Jazz-Song für die lange Nacht (und hätte definitiv auch auf "Come Away With Me" Sinn ergeben) - und ganz am Ende, da widmen sich Jones, Shorter & Co Duke Ellington: Das Instrumental "Fleurette Africaine (African Flower)" macht den beeindruckenden Abschluss.
"Day Breaks" ist eine grandiose Rückkehr zu Jones' Wurzeln - und das Jazzigste, das die 37-Jährige bisher veröffentlicht hat. Große Hits wird man auf der Platte vergeblich suchen, dafür wunderbare, stimmungsvolle Arrangements und Songs - und Jones in Bestform, sowohl stimmlich als auch am Piano.(Quelle: Laut.de)

Tracklist:
1. Burn [ 4:39 ]
2. Tragedy [ 4:14 ]
3. Flipside [ 3:41 ]
4. It's A Wonderful Time For Love [ 3:53 ]
5. And Then There Was You [ 3:05 ]
6. Don t Be Denied [ 5:36 ]
7. Day Breaks [ 3:57 ]
8. Peace [ 5:15 ]
9. Once I Had A Laugh [ 3:12 ]
10. Sleeping Wild [ 3:07 ]
11. Carry On [ 2:48 ]
12. Fleurette Africaine (African Flower) [ 5:22 ]

Clip:

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Jay-Z & Beyoncé - Everything Is Love

David Haerle - Garden of Edendale