Emma6 - Passen


Wer seine Musik im Interview selbstbewusst als "Pop im besten Sinne" bezeichnet, schürt damit eine gewisse Erwartungshaltung. Doch bereits die Single "Wie Es Nie War" zeigte schnell, wo es wirklich lang geht.
"Kann ein Herz aus Gold sein, wenn es einfach rostet?", fragt sich Sänger Peter Trevisan, eher er zum Refrain ansetzt: "Wo du bist und was du machst / das will ich gar nicht wissen / Was bei dir jetzt passiert / ist mir so egal / Doch wenn ich ehrlich bin zu mir / Es geht mir beschissen / Es ist nicht leicht zu sehen / dass es bleibt wie es nie war." Ein Schelm, wer an Silbermond oder Revolverheld denkt.
Willkommen auf der zweiten Platte von Emma6, einer dreiköpfigen Formation aus Heinsberg, die sich mit "Passen" ganz offensichtlich große Mühe gibt, besagte Pop-Rocker zu beerben. Hoffentlich mit mäßigerem Erfolg. Was bei anderen Bands maximal als langweiliges Füllmaterial dienen würde, sticht hier sogar noch positiv heraus, so etwa die Laid-Back-Nummer "Ab Und Zu". Oder der tiefmelancholische Titeltrack, bei dem wiederum fast gar dilettantische Zeilen den Hörgenuss vermeiden.
Musikalisch bewegt sich das Trio mit ihrem hier und da durch Synthies angereicherten Gitarren-Pop-Rock haargenau am Nabel der Zeit – so müssen radiotaugliche Neulinge anno 2013 wohl klingen. Als sich beim Akustiktrack "Fast" Banjo und Quetschkommode zur Lagerfeuergitarre gesellen, geht das schon fast als Experiment durch. Und das etwas progressivere, mit Techno-Beats angereicherte Arrangement von "Drehen Uns Im Kreis" zieht als Schlusspunkt auch keine Wurst mehr vom Teller.
Hier ein billiger Subways-Verschnitt ("Ich Hab Die Band Zuerst Gekannt"), dort eine sanfte Ballade ("Wärst Du Die Welt"), andernorts ein kleiner Ausflug ins zügige Indie-Tempo ("Die Tage, Die"): So weit, so bekannt. An sich kein Problem - dass auch mit herkömmlichen Mitteln mitunter große Alben entstehen, haben in den letzten Monaten und Jahren genügend Bands bewiesen.
Wer sich aber als Quasi-Newcomer musikalisch auf derart konventionellem Gefühlspop-Terrain bewegt, sollte dabei zumindest inhaltlich den ein oder anderen Nadelstich setzen. Hier tut aber eigentlich nur eines weh: Der Gedanke an das Major-Budget, mit dem man derlei Belanglosigkeiten aufbläst. Und das beileibe nicht nur in diesem Fall, reihen sich Emma6 doch nahtlos neben Ich Kann Fliegen oder Tonbandgerät ein.
So schließt sich dann auch der Kreis zum Albumtitel, wobei sich "Passen" am ehesten auf absolute Angepasstheit beziehen lässt. Pop im besten Sinne? Pop im Worst-Case-Szenario. Gefällig, austauschbar, zahnlos.(Quelle: Laut.de)

Tracklist:
01. Passen
02. Drehen Uns Im Kreis
03. Ein Traum
04. Wie Es Nie War
05. Fast
06. Ab Und Zu
07. Ich Hab Die Band Zuerst Gekannt
08. Die Tage, Die
09. Koln-Wien
10. Warst Du Die Welt
11. Auf Seine Art

Clip:

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Jay-Z & Beyoncé - Everything Is Love

Ryan Martin - Gimme Some Light