The Civil Wars - The Civil Wars


Im März letzten Jahres habe ich eine Review über das Debütalbum der US-amerikanischen Country Folk Band The Civil Wars für Generation One verfasst. Die Songs auf Barton Hollow faszinierten mich sofort durch die unnachahmliche Mischung von instrumentaler Schlichtheit und genialem gesanglichem Reichtum. Das Duo erschuf mit einfachen Mitteln eine klangliche Atmosphäre voller Tiefe und Intensität, die eine Rarität in der Musikszene der Gegenwart darstellt. Daher gab es die maximale Punktzahl und ich war mir sicher, dass The Civil Wars auch in Deutschland kurz vor dem Durchbruch stünden. Leider irrte ich mich damals – zumindest, was die Erfolgsvorhersage für Deutschland und Europa angeht. Denn in den USA ist das Folk-Duo, bestehend aus Joy Williams und John Paul White, mittlerweile dick im Geschäft.
2012 trugen sie bei den Grammy Awards den Sieg in den Kategorien „Best Country/Group Performance“ und „Best Folk Album“ für Barton Hollow davon, sie steuerten einen Song zum Soundtrack von Die Tribute von Panem bei (zusammen mit Taylor Swift) und sie waren sogar zu Gast im Weißen Haus. Hierzulande aber schienen die sensiblen und melodischen Folk-Balladen nicht den Geschmack der breiten Masse zu treffen, denn weder das Debütalbum konnte in die Charts einziehen, noch gelang dies den Single-Auskopplungen Poison & Wine sowie Barton Hollow. Ich will nun aber nicht gramvoll über Vergangenes klagen, denn Anfang August haben The Civil Wars nun ihr zweites Album mit dem Titel The Civil Wars veröffentlicht. Ich war sehr gespannt darauf, ob das Duo aus Nashville seinem Stil treu geblieben ist oder neue Einflüsse einbezogen hat.

act-thecivilwars2Der erste optische wie auch klangliche Eindruck lassen das neue Album zunächst düsterer wirken als den Vorgänger. Das Cover, das abermals klassisch schlicht gehalten ist, wird dominiert von einer großen bedrohlichen Rauchwolke. Da nur ein Ausschnitt der Rauchschwaden gezeigt wird, bleibt die Ursache ungewiss und man ahnt drohendes Unheil. Ebenso ergeht es mir mit dem ersten Track, der den Titel The One That Got Away trägt. Schicksalsschwanger eröffnen E-Gitarrenakkorde das Stück, bevor Williams und White beginnen, gesanglich eine bittersüße Geschichte von Trennung zu erzählen. Dieser Intro-Song ist auch die erste Single-Auskopplung des neuen Albums und es handelt sich dabei nicht um eine Cover-Version eines gleichnamigen Songs von Katy Perry, sondern er stammt aus der Feder von Joy Williams und John Paul White. Der nun folgende Titel I Had Me A Girl beginnt mit schrammeligen Bassklängen und auch die weitere Instrumentalisierung wirkt massiver und härter, als man dies von den bisherigen Stücken des Duos kennt.

Bei Same Old Same Old steigt dann aber der Wiedererkennungswert, denn solche gefühlvollen Balladen kennt man bereits von Barton Hollow. Dieses Mal ist auch nur wieder dezente Akustikgitarre mit von der Partie. Dust To Dust klingt ungewohnt poplastig, was wohl in erster Linie durch den künstlichen Beatrhythmus verursacht wird, der dieses Duett unterlegt, welches von der Überwindung der Einsamkeit erzählt. Das nun folgende Eavesdrop beschreibt einen Augenblick der Zweisamkeit, der nie vorübergehen soll und auch dieser Track entfernt sich klanglich von den nostalgiegetränkten Folkklängen, die auf dem Erstling des Duos dominierten. Das ist jedoch kein Werturteil, denn Eavesdrop ist eine wunderschöne und atmosphärische Folk-Pop-Ballade, die ganz sachte beginnt, sich im Verlauf aber in ihrer Intensität beträchtlich steigert. Bei Devil’s Backbone besinnen sich The Civil Wars musikalisch wieder auf ihre Wurzeln. Der Südstaaten-Folk-Song, der von einer Liebe erzählt, die nicht sein darf, lebt von der starken stimmlichen Leistung von Williams und White, die musikalische Untermalung, die nur aus wenigen Instrumentalkonturen besteht, spielt eine untergeordnete Rolle.

act-thecivilwars3From This Valley ist eine reine und unverdorbene Gitarrenballade, die man in den Bereich des christlichen Folk-Pop einordnen kann und die leider relativ seicht klingt. Tell Mama hingegen schlägt tiefgründige und sensiblere Töne an. Der Gesang wirkt weich und die Akustikgitarre unterstreicht diesen sachte. Das nun folgende Oh Henry ist eine beschwingte Country-Ballade mit flottem Gitarrentakt, während das darauf folgende Disarm wieder wesentlich sanfter und reduzierter klingt. Vom Intro her erinnert es an den Song C’est La Mort aus Barton Hollow. Gleiches gilt für Sacred Heart, das einen französischen Text besitzt. Diese besondere Ballade klingt wie ein beschwingter musikalischer Tagtraum. Der letzte Titel auf The Civil Wars ist D’Arline und auch hierbei handelt es sich um ein ganz ursprüngliches und schnörkellos altmodisches Gesangstück, bei dem das Duett Williams und White noch einmal zeigen kann, dass es keiner großen Hilfsmitteln bedarf, um zu fesseln und zu berühren, der Gesang reicht voll und ganz. Ein gelungener Abschluss für ein gediegenes Werk. (Quelle: generation-one.de)

Tracklist:
1. The One That Got Away
2. I Had Me A Girl
3. Same Old Same Old
4. Dust to Dust
5. Eavesdrop
6. Devil's Backbone
7. From this Valley
8. Tell Mama
9. Oh Henry
10. Disarm
11. Sacred Heart
12. D'arline

Clip:
The One That Got Away

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