Me and my drummer - The Hawk, The Beak, The Prey


Wer seit Wochen als aufregendster und talentiertester Newcomer des Jahres gehandelt wird, steht mit seinem ersten Album unter enormem Druck. Me And My Drummer pfeifen drauf und definieren die Popmusik einfach neu. (Foto: Thomas Kierok) Popmusik kann alles sein, oder nichts. Pop ist gewaltig. Pop ist beständig und indifferent. Und vor allen Dingen ergreifend. Wagen sich Künstler an der Zusammenführung dieser Zutaten heran, endet der Balanceakt zumeist mit opulenten Arrangements und brachialer Stimmengewalt. Das deutsche Duo Me And My Drummer verknüpft auf seinem Debüt "The Hawk, The Beak, The Prey" (zu Deutsch: Der Habicht, der Schnabel, die Beute) eben diese Gegensätzlichkeiten. Besonderheit: die zehn Stücke kommen mit den Grundpfeilern Klavier, Synthesizer, Schlagzeug und Gesang äußerst minimalistisch daher. Somit erschaffen sich Charlotte Brandi und Matze Pröllochs ihr ganz eigenes und magisches Klanggewand. Me And My Drummer - You're A Runner Entstanden sind die Lieder im Anschluss an drei gemeinsame Produktionen am Landestheater in Tübingen, wo sich die beiden vor ein paar Jahren kennenlernten. Sie verreisten und komponierten in dieser Zeit schon gemeinsame Songs. Dabei fanden sie immer mehr Gefallen an den Ideen und Tönen des jeweils anderen, um schließlich eine gemeinsame Sprache innerhalb der Musik zu finden. Dieser Stil fügte sich in der Landeshauptstadt mit Produzent Tobias Siebert – welcher beispielsweise für die Aufnahmen von klez.e, Enno Bunger oder Lichter verantwortlich war – zu einem homogenen Konstrukt zwischen Soul, Elektronica und Pop. Das Album spielt mit dem Dualismus zwischen Leben und Tod. Ihre Musik will ganz bewusst nicht profan oder fröhlich sein, sondern viel mehr schwelgerisch, nachdenklich und schwermütig. Das zeigt sich auch in der Single "You're A Runner", die mit Brandis Flehrufen "Don't confuse your speed with the turning of the earth / you're a runner / how can you wanna kill yourself" Suizidgefährdete von ihrem Vorhaben abhalten möchte. Im Beisein von sinistren Synthieflächen vervielfachen sich ihre schwebenden Gesangssamples und lagern ohne Enge aufeinander. Doch bevor das Gehörte zu marternd für die eigene Fantasie wird, schleicht schon die ermutigende Percussion um die Ecke, um letztlich ein sehr feinfühliges Tanzstück daraus zu formen. Me And My Drummer – "Don't Be So Hot" (Live) Diese sich unmittelbar in die Glieder verbreitende Eingängigkeit zeigt sich in "Down My Couch", "Heavy Weight" sowie "Don't Be So Hot". Letzteres bewegt sich mit den liebevollen Gesangspassagen sehr nah am Abgrund zum Kitsch, rettet sich mithilfe des akkordischen Klaviers und der besengestrichenen Snare Drum jedoch vorm Absturz. Und sobald man sich mit der Nebensächlichkeit dieser Popballade abgefunden hat, erhebt ein sehnsüchtiger Chor aus Brandis Gesangselementen mit den Worten "All we need is magic" das Stück auf dem Popolymp. Magisch ist das alles in der Tat. Derlei sakrale Elemente wie die Orgel in "Phobia" oder der rührselige Chor in "The Wings" zeugen von den eher klassischen Berührungspunkten der ehemaligen Theatermusiker. Ebenso wie das Stilmittel der Reprise im Schlussstück "Runner (Reprise)", welches die Themen der Urversion nochmals aufgreift und ausweitet. Trotz der inne liegenden Theatralik dieser Passagen fügen sich die alten Figuren den synthetischen Bausteinen der Lieder. Die Musik verschmilzt miteinander genau so, wie es die beiden ebenfalls getan haben und erschafft Popmusik, die eben doch gewaltig, ergreifend und beständig ist.(Quelle:motor.de)

Tracklist:
01. Phobia
02. Rain Kids
03. You're A Runner
04. Mother Shell
05. Don't Be So Hot
06. The Wings
07. Down My Couch
08. Heavy Weight
09. So Foreign
10. Runner (Reprise)

Clip:
You're A Runner

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