Roxette - Good Karma



Als in den Neunzigern der Grunge aufkam und Eurodance- und Techno-Armeen die Musikwelt überrannten, hielten Roxette die blütenweiße Pop-Fahne hoch. Mit schwedischer Leichtigkeit und Gespür für Ohrwurmharmonien gesegnet, hüpften Marie Fredriksson und Per Gessle von einem Erfolgsgipfel zum nächsten. Heute, dreißig Jahre später, sind sie immer noch da. Während sich der Grunge am 5. April des Jahres 1994 mit einem Freitod-Urknall in die ewigen Jagdgründe verabschiedete und von Eurodance- und Techno-Abenteuern nur noch schemenhafte Erinnerungen übrig geblieben sind, ziehen Roxette auch anno 2016 noch ihre Kreise.
Sicher, das beeindruckende Pop-Feuer der Anfangstage brennt nicht mehr ganz so lichterloh. Aber als Freund eingängiger Popmusik ohne viel Brimborium sollte man froh sein, dass die beiden überhaupt noch am Start sind. Marie ist schließlich schwer krank.
"Good Karma" ist keine Scheibe, die die Popwelt verändern wird, aber ein solider Wink in Richtung Vergangenheit. Diese schnörkellosen Melodien für die Massen haben die beiden Skandinavier nämlich immer noch drauf. Der Titeltrack beispielsweise: Über einem bezirzenden Keyboard-Thema scheppern drei verzerrte Powerakkorde. Ein bisschen neuzeitliches Blubbern im Hintergrund, sowie die zwischen Freud und Leid pendelnde Stimme von Madame Fredriksson: Und schon ist er da, der Hit. Kein Gassenhauer, aber immerhin.
"Some Other Summer" nimmt einen ähnlichen Kurs. Diesmal bleiben aber alle Gitarren und das Schlagzeug in der Ecke stehen. Stattdessen machen sich elektronische Sounds breit. Mit durchgehender Bassdrum und luftig lockerem Geflirre aus der Maschine geht es von Stockholm direkt nach Ibiza. Hauptsache Sommer.
Warum niemand den beiden Blumen vor die Studiotür legt ("Why Don't You Bring Me Flowers?")? Gute Frage. Eigentlich gibt es nicht viel zu nörgeln. Mal abgesehen von vereinzelten Pop-Fettnäpfchen wie dem schmachtenden "It Just Happens" oder der grenzwertigen Pet Shop Boys-Adelung "You Can't Do This To Me Anymore" poppen sich Marie und Per durchaus solide durchs eigene Archiv.
Etwas weniger Synthetik im Sound hätte dem Album zwar gut getan. Aber im Großen und Ganzen klingen Roxette auch im Jahr 2016 noch wie Roxette. Nur eben nicht mehr ganz so energiegeladen. Aber wie gesagt: Marie ist schwer krank, und das nicht erst seit gestern. Feiern wir also ein kleines Fest im Hier und Jetzt und sagen artig Dankeschön. (Quelle: Laut.de)

Tracklist:
1. Why Don'tcha?
2. It Just Happens
3. Good Karma
4. This One
5. You Make It Sound So Simple
6. From A Distance
7. Some Other Summer
8. Why Don´t You Bring Me Flowers
9. You Can´t Do This To Me Anymore
10. 20 BPM
11. April Clouds

Clip:

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