Zucchero - Black Cat




Da fällt er doch glatt mit der Tür ins Haus. Mit dem polternden Blues-Rock "Partigiano Reggiano" steht Zucchero mitten im Raum und macht uns unmissverständlich klar: Der "Vater des italienischen Blues" hat sich mit seinem neuen Album "Black Cat" lautstark zurückgemeldet.
Eine wilde, bunte und überaus energiegeladene Mischung aus Songs, Sounds und Stilen präsentiert Zucchero uns auf seinem am 29. April veröffentlichten Album. Ihm zur Seite standen bei der Realisierung von "Black Cat" nicht nur die US-amerikanischen Produzenten Don Was, Brendan O'Brien und T Bone Burnett, sondern ebenso Zuccheros Freund Bono und die britische Gitarrenlegende Mark Knopfler.
Adelmo Fornaciari, wie Zucchero mit bürgerlichem Namen heißt, lebt in Pontremoli in der Toskana in einer von ihm in Eigenarbeit restaurierten Wassermühle. In dieser Gegend war er als Bauernsohn aufgewachsen. Seit 1998 wohnt der italienische Star wieder auf dem Lande: Dort produziert er seinen eigenen Wein, sein Olivenöl – und seine Musik. Zuccheros Leidenschaft fürs Landleben und sein idyllischer Rückzugsort inspirieren ihn zu seinen Songs. Die kann er auf seinem Landsitz ganz in Ruhe schreiben, denn seine Nachbarn bewahren Stillschweigen über den prominenten Anwohner. Für die Aufnahmen von "Black Cat" ging es dann aber in die Musikmetropolen Los Angeles und Nashville.
Sein aktuelles Album hat Zucchero nach seiner schwarzen Katze benannt. Diese lässt er in einer Melange aus Rock, Pop und immer wieder Blues mit beherztem Griff aus dem Sack. Zupackend mit rockiger Härte, aber auch voller Emotionen geht er seine neuen Songs an. Der Italo-Rocker langt dabei durchaus heftig zu. So beginnt "Ti voglio sposare" mit einem gnadenlos fetten Rock-Riff. Im Gegensatz dazu präsentiert sich Zucchero aber auch als Pop-Barde, dessen Songs klanglich aufgeschäumt werden wie eine köstliche Zabaglione.
In seinen Songs lebt Zucchero seine Emotionen aus, das merkt man seiner Musik einfach an. Der Sänger betont, dass er ohne Musik nicht leben könne: "Ich habe wirklich schwierige Zeiten durchgemacht. Mit der Musik habe ich immer alles durchgestanden."
Die musikalische Duftmarke, die Zucchero bereits mit dem Album-Aufmacher "Partigiano Reggiano" setzt, spricht für eine große Portion musikalischen Selbstbewusstseins, aber auch für das Standing des italienischen Blues-Rockers. In einem Wortspiel in Anlehnung an den äußerst beliebten Hartkäse Parmigiano Reggiano bezeichnet Zucchero sich als "Partigiano Reggiano": Als in der Provinz Reggio Emilia geborener Partisan, der den Wunsch nach Freiheit unüberhörbar formuliert.
Zucchero singt auf "Black Cat" nicht nur, er spielt akustische Gitarre, Klavier, Keyboards und Harmonium. Er hat die italienische Farfisa-Orgel wiederbelebt, deren Klang wir vielleicht noch von Sam The Sham & The Pharaohs mit ihrem "Wooly Bully" im Ohr haben. Wenn nötig, setzt Zucchero sich für besonders feierliche Momente sogar an die Kirchenorgel: In "13 buone ragioni" zitiert er zu Beginn kurz den "Hochzeitsmarsch" von Felix Mendelssohn-Bartholdy. Überhaupt ist das auf "Black Cat" versammelte Instrumentarium äußerst vielfältig. Die gesamte Produktion ist leicht wolkig, aber dennoch gut durchhörbar. Die in allen Zucchero-Songs lauernde eruptive Kraft wird als Finish überzogen von einem glänzenden Guss aus Hall und dichter Instrumentierung.
Es gibt auch ernsthafte Momente auf "Black Cat". Zuccheros Freund Bono hat unter dem Eindruck der Terroranschläge von Paris den Text zu "Streets Of Surrender (S.O.S.)" geschrieben und damit einen Appell gegen den Hass zum Album beigesteuert. Wenn dann auch noch Mark Knopfler mit seiner amerikanischen "National"-Gitarre, einer Resonatorgitarre mit eingebauten Klangverstärkern, in diesen Song einsteigt, dann ist ein Höhepunkt emotionaler Ausdruckskraft erreicht. "Ci si arrende" ist die italienische Version des Songs betitelt. Es sind durch diese zwei Fassungen alles in allem zwölf neue Tracks, die Zucchero auf "Black Cat" versammelt. Bis auf eine Ausnahme ist er an allen Songs als Urheber beteiligt, für sieben von ihnen zeichnet er alleine verantwortlich.
Zucchero hat nach eigenem Bekunden niemals etwas für seine Stimme tun müssen. Die ist ihm einfach gegeben. Da macht es dem Sänger mit dem charakteristischen Zylinderhut nichts aus, wenn er – wie am 5. September 2015 in Turin geschehen – spontan zu U2 auf die Bühne steigt und ein Duett mit Bono singt.
Der italienische Ausnahmemusiker singt und musiziert in seinen Songs mit einer ungemeinen Intensität. In "Hey Lord" schwingt er sich gar zu einer Art inbrünstigen Predigers vor seiner Gemeinde auf. Zuccheros Songs können beinahe religiöse Züge annehmen, für Hymnen taugen sie auf jeden Fall. Der innovative Bluesrocker mit der rauen Stimme leitet seine Songs gerne auch einmal mit wie aus einer anderen Sphäre eingefangenen O-Tönen ein. Er kann sich in verwunschenen Klanggefilden verlieren, er kann aber auch beinhart bluesig aufschlagen.
Zucchero gehört zu den erfolgreichsten Exporteuren italienischer Musik. Davon zeugt seine Zusammenarbeit mit anderen Musikgrößen, darunter Bryan Adams, Eric Clapton, Ray Charles, Joe Cocker und Sting. Zuccheros musikalische Finesse äußert sich unter anderem darin, dass alle Songs seines neuen Albums in ausgearbeiteten Schlüssen enden. Ansonsten regiert in Zuccheros musikalischem Reich das Prinzip der Kontraste: Hat man sich in der bluesigen Härte eines Titels wie "La tortura della luna" gerade eingerichtet, schießen plötzlich Streicherklänge herein, welche die Soundanmutung konterkarieren. Die Songs sind von ihrer Struktur komplex, eben keine Ware von der Stange.
In "Black Cat" kombiniert Zucchero erdiges Blues-Feeling mit melodiösem Pathos genauso wie amerikanischen Drive mit mediterraner Romantik. Das Landleben bekommt dem italienischen Schmelzmeister der Musikstile hörbar gut. Also hängen wir unsere Haustür vorsichtig wieder ein, genießen seine musikalischen Einfälle und hören ihm einfach zu. Oder wir warten bis zum Herbst: Dann wird Zucchero nach seinen zehn Shows in der Arena von Verona ab dem 1. Oktober auch in Deutschland auftreten, unter anderem in Hamburg. (Quelle: Br3)


Tracklist:
01. Partigiano Reggiano (3:00)
02. 13 Buone Ragioni (3:26)
03. Ti Voglio Sposare (3:08)
04. Streets Of Surrender (feat. Mark Knopfler) (3:57)
05. Ten More Days (3:21)
06. L' Anno Dell' Amore (3:24)
07. Hey Lord (4:03)
08. Fatti Di Sogni (3:34)
09. La Tortura Della Luna (3:36)
10. Turn The World Down (3:54)
11. Terra Incognita (4:22)
12. Voci (3:48)
13. Ci Si Arrende (feat. Mark Knopfler) (3:58)


Clip:
Voci

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